KIMI – März 2007

Was hat die Ortspolitik mit der Klimakatastrophe zu tun?

Wie viele von Ihnen vielleicht wissen, fand am 7.3.2007 in Haar zur Eröffnung eines größeren Projekts die Vernissage der Ausstellung „Gletscher im Treibhaus – Eine fotografische Zeitreise in die alpine Eiswelt“ statt. Anschaulich zeigt diese Ausstellung, wie sich in wenigen Jahrzehnten nicht nur die Gletscher veränderten, sondern welche Probleme, z.B. mit der Trinkwasserversorgung, mit Muren und Lawinen usw., daraus entstehen. Anschließend wurde der Dokumentarfilm „Eine unbequeme Wahrheit“ von Al Gore, dem ehemaligen Vizepräsidenten  der U.S.A.,  gezeigt. An vielen konkreten Beispielen  wurde dem Publikum verdeutlicht, was Klimawandel letztlich bedeutet: Enorme volkswirtschaftliche Kosten, Einschränkung des bisher gewohnten Lebensstandards in den Industrieländern, während gleichzeitig große Regionen der Erde unbewohnbar werden. Der Erdbevölkerung, so die inzwischen nicht mehr bestrittene Voraussage von Meteorologen, Sozial-, Politik- und Wirtschaftswissenschaftlern, bleibt nur noch ein schmales Zeitfenster von 10-15 Jahren, um ein gründliches Umsteuern bei der globalen Energienutzung zu bewirken, um diesen katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels entgegenzusteuern.

Hat dies auch mit den Bürgern unserer Gemeinde etwas zu tun? Sollten wir die Dinge nicht lieber den nationalen Politikern und internationalen Organisationen überlassen, mit ihren gescheiten Köpfen und vernetzten Strukturen? In unserer Nachbargemeinde Haar denkt man da schon lange anders und hat jetzt mit dem Projekt eine neue Etappe angepackt. Die Haarer Bürger werden vom Umweltreferat der Gemeinde in vielerlei Hinsicht unterstützt, wenn sie selbst etwas zur Energieeinsparung beitragen wollen: Das eigene Haus kann z.B. mit Wärmebildkameras auf sog. Energielecks hin getestet werden; weniger Energieverluste – das bekommt nicht nur dem Klima gut, sondern auch dem eigenen Geldbeutel. Auch Standby-Schaltungen sollte man schleunigst abschaffen, weil sie deutschlandweit die Energie von 1-2 Atomkraftwerken verbrauchen und die Bürger belasten (z.T. mit weit über 100 € pro Jahr!) .

Das Kirchheimer Umweltamt sowie die lokale Agenda 21 (Gegründet wurde diese weltweite „Bürgerinitiative 1992 ja unter dem Motto „Global denken – lokal handeln!“) versuchen schon geraume Zeit, durch Aktionen, ein spürbares Umdenken bei den Bürgern zu bewirken. Der Gemeinderat hat sich erst kürzlich für die Beteiligung am Geothermie-Projekt  entschieden. Und doch sind viele der schon realisierten Projekte (z.B. die Bürgersolaranlage, Aktion „Fifty-fifty“ in den Schulen, um nur einige zu nennen) über durchaus respektable Anfänge nicht hinausgekommen. Demgegenüber stehen absolut umweltunverträgliche Entscheidungen, z.B. die für eine neue Tankstelle in Kirchheim an der sog. „Umgehungsstraße“ zwischen Kirchheim und Heimstetten: Die OMV hat eine absolut herkömmliche Tankstelle geplant. Während viele Landwirte und neue Energieunternehmen heute bereits auf ökologisch verträglichen  Anbau von nachwachsenden Rohstoffen setzen, während man immer nachdrücklicher die Forderung nach w e n i g e r  Sprit verbrauchenden  Fahrzeugen artikuliert, setzen einige ewig Gestrige auf den Ausbau ihres herkömmlichen Tankstellennetzes! Eigentlich kaum zu glauben. Wäre eine Zapfstelle für ökologisch erzeugtes Pflanzenöl oder – mit Einschränkungen – für Biodiesel  nicht eine wirkliche Innovation? Könnte man nicht einmal konkret über den Ausbau anderer Netze, z.B.  für Ethanoltankstellen oder Autogas, nachdenken? Ethanol findet als Treibstoff z.B. in Brasilien in der Mehrzahl der Fahrzeuge Verwendung und belastet die CO2- Bilanz weniger.

Wünschen wir Kirchheimer uns eine ortsnahe Tankmöglichkeit? Selbstverständlich. Aber es hat sich mit Tankstellen in Landsham, Poing und im Aschheimer Industriegebiet die Versorgungssituation ja bereits erheblich verbessert. Zu befürchten steht außerdem, dass die Kombination Tankstelle /MacDonalds, zu einer weiteren Zunahme des innerörtlichen Verkehrs in Kirchheim führen wird. Gesamt-Bilanz aus ökologischer Sicht: eine Katastrophe! Sollten wir nicht doch etwas „umweltbewusster“  sein, eingedenk der am Anfang zitierten  Aussichten im Zeitalter des Klimawandels? Zumindest könnten wir und die gewählten politischen Gremien mehr für die ökologischere  Gestaltung der Kirchheimer Flur tun! Dass ökonomische Aspekte dabei keineswegs zu kurz kommen müssen, zeigt der Boom  der Unternehmen, die auf erneuerbare Energien setzen.

Unsere Empfehlung zum Schluss: Wenn Sie ihn noch nicht gesehen haben, lassen Sie sich den prämierten Film von Al Gore nicht entgehen. Er zeigt die Zusammenhänge auf und macht auch Mut, selbst etwas gegen die sog. „Klimakatastrophe“ zu tun.

E.Mühlbauer