Zeit um Farbe zu bekennen

Kolumne – Juni 2016

Toll, was wir alles aus den Kirchheimer Mitteilungen erfahren. Zum Beispiel, dass der Heimstettener See in den 1960er Jahren den Beinamen „Die Fidsche“ erhielt. Dass der See seit zwanzig Jahren bei den allermeisten liebevoll „Der Fidschi“ heißt, steht da nicht. Doch vermisse ich seit über einem Monat sehr viel Wichtigeres.

Seit Februar weiß der Bürgermeister von den Schlachthofplänen zwischen Fidschi – ich schließe mich beim Namen der Mehrheit an – und XXXLutz. Klar kann man nicht über etwas reden, das noch nicht öffentlich ist. Aber man kann die Zeit nutzen, um etwas Vorbereitetes in der Schublade zu haben. Am 25.04. stand es in der Zeitung, doch bis heute las man in unserem offiziellen Mitteilungsblatt nichts. Wie ist die Position des Bürgermeisters? Was ist sein Plan, was sind die nächsten Schritte? Wie kam es dazu, dass auch Kirchheimer Bauern Grund dafür abgaben? Taten sie es bewusst, oder kannten sie die Ansiedlungspläne Aschheims nicht? Was hat Herr Böltl getan, um Aschheims Bürgermeister umzustimmen? In Aschheim regt sich Widerstand. Diesen werden wir im Interesse Kirchheimer Bürger und um den Charakter des Naherholungsgebiets Heimstettener See zu erhalten, nach Kräften unterstützen. Ihre Mitwirkung ist willkommen.

Die Sorge um unsere Umwelt und unsere Heimat treibt uns auch beim Thema Glyphosat an. Auf gemeindeeigenem Grund könnte man es über die Pachtverträge verbieten. Die Gemeinde ist in der Vertragsgestaltung frei. Zwei ziemlich ausgewogene und doch verstörende Videos gibt es in der WDR-Mediathek abzurufen: „Gift im Acker – Glyphosat, die unterschätzte Gefahr?“ und „Gift auf unseren Feldern“. Leider haben Bürgermeister, CSU und ÖDP (wofür stand das Ö nochmal?) unsere Initiative verhindert. Ein runder Tisch soll installiert werden, aber über die paar Felder in gemeindlichem Besitz wollen wir nicht diskutieren. Wir möchten in der aktuellen Diskussion ein Zeichen setzen. Die offizielle ÖDP Linie lautet: Das Vorsorgeprinzip muss ernst genommen und konsequent angewendet werden. Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Herr Dirl segelt unter falscher Flagge. Wann wechselt er endlich zur CSU?

Taten und Zeichen hätten wir auch gerne beim Thema Fluglärm gesehen.In der jetzt im Bundestag beschlossenen 15. Änderung des LuftVG hätte das Abweichen von Flugrouten auf Ausnahmefälle beschränkt werden können. Sachverständige hatten es so vorgeschlagen, Die Grünen und Die Linke hatten entsprechende Anträge gestellt. Kirchheim ist von den regelmäßig erteilten Freigaben lärmmäßig betroffen. Und wenn die Satellitennavigation Funkfeuer gänzlich verdrängt hat, wird – die Übertreibung sei erlaubt – am Ende jeder fliegen, wo er will. Doch Bürgermeister Böltl hat den CSU Landkreisvertreter im Bundestag für die Abstimmung nicht in die Pflicht genommen. Zur dritten Startbahn hört man aus dem Rathaus sowieso nichts. Wenn sie kommt, wird das nicht ohne Auswirkung auf unsere Gemeinde sein. Interessierte Kreise kochen das Thema gerade wieder hoch. Da heißt es gegensteuern! Was geht hier vor? Wessen Interessen vertritt der Bürgermeister? Wer zieht die Fäden? Aktuelle Vorgänge in der  Ortsentwicklung, über die hier (noch) nicht geschrieben werden darf, werfen Fragen auf. Auch rund um den Kauf des Flurstücks Nr. 207 gibt es noch viel aufzuarbeiten.

Auf zukunft-kirchheim.de werden in loser Folge die Facetten des zweifelhaften Deals beleuchtet werden. Zum Beispiel die Verbindung des Grundstückverkäufers zu Bürgermeister Böltl über dessen letzten Arbeitgeber Heller & Partner und den Flughafen. Auch davon, wie ein merkwürdiges Kaufangebot den von der Gemeinde gezahlten Preis rechtfertigen sollte, wird die Rede sein. Oder wie an Stelle eines öffentlich bestellten und beeidigten Sachverständigen für landwirtschaftliche Bewertung ein Gutachter den Preis bestimmte, der sich erst 2014 für Gefälligkeitsgutachten rechtfertigen musste. Es wird spannend. Ich hoffe
auf Ihr Interesse.

Abschließend möchten wir noch herzlich zu unserer Veranstaltung am Mittwoch, den 13.Juli, um 19.30 Uhr im Gasthof zum Kelten einladen. Es spricht Dr. Markus Büchler zum Thema Mobilität und Wege zur fahrrad- und fußgängerfreundlichen Gemeinde.

Rüdiger Zwarg – Bündnis 90/Die Grünen
Fragen, Anregungen, Kritik: http://zukunft-kirchheim.de