Erhalten, was uns erhält

Unsere natürlichen Lebensgrundlagen schützen


Im Mai wählt Europa sein neues Parlament. Wir Grünen stehen mit sechs Kernthemen für Naturschutz, soziale Gerechtigkeit und ein sicheres Miteinander. „Erhalten, was uns erhält“ ist der Fokus für eine saubere Umwelt- und Energiepolitik. Wie wichtig gemeinsames europäisches Handeln ist, zeigt die gerade beschlossene EU-Richtlinie gegen Plastikmüll. Was können wir hier in Aying tun, um Plastik in unserem Alltag zu vermeiden oder zumindest deutlich zu reduzieren? 

Plastik ist gefühlt überall – als Verpackung im Supermarkt, Müll in den Weltmeeren und als Mikroplastik wandert es sogar in den menschlichen Körper. Mittlerweile ist es nicht mehr zu übersehen: Plastikmüll ist ein großes Problem unserer Zeit. Die Europäische Union hat deswegen beschlossen, 10 Wegwerfprodukte aus Plastik ab 2020 zu verbieten, Lebensmittelverpackungen und Trinkbecher sollen deutlich reduziert werden – für saubere Meere, weniger Umweltschäden und bessere Luft.

37 Kilogramm Plastik verbraucht jeder Deutsche statistisch pro Jahr. Zusammen mit der Industrie ergeben sich daraus 26 Millionen Tonnen Plastikmüll. Obwohl Plastik so langsam zerfällt, werden nicht einmal 30% davon recycelt. Über 80% des Mülls in den Ozeanen besteht aus Kunststoff und ist eine große Gefahr für die dort lebenden Tiere und unser Ökosystem. Laut Umweltschützern sterben jedes Jahr über 1 Million Seevögel und rund 100.000 Meerestiere an den Folgen der Plastikverschmutzung.

Die Richtlinie der EU ist ein Anfang. Zumindest Strohhalme, Wattestäbchen und Einmalgeschirr aus Kunststoff werden bald der Vergangenheit angehören. Damit sollen bis 2030 22 Milliarden Euro Kosten für Umweltschäden und 3,4 Millionen Tonnen Kohlenmonoxid aus der Produktion und Verwertung von Plastik gespart werden.

Letztes Jahr hat uns Stefanie aus Göggenhofen den Weg als plastikmüllfreie Familie geschildert. Heute zeigt Ute aus Helfendorf einfache Tipps und Wege für weniger Plastik im Alltag.

Bisher war es zugegebenermaßen schwer, ohne Plastik zu leben. Mittlerweile können unter dem Stichwort „plastikfrei“ im Buchhandel oder Internet viele Anleitungen für weniger Plastik im Alltag gefunden werden. Probieren Sie es aus, denn es ist nicht nur gut für die Umwelt – es fühlt sich auch richtig gut an.

  • Stoffbeutel oder Rucksack statt Kunststofftüten
    Für den Wocheneinkauf denken die meisten von uns daran, Beutel oder Mehrwegtaschen mitzubringen. Doch oft sind es die spontanen Einkäufe, bei denen dann doch wieder eine Plastiktüte aufs Kassenband wandert. Dagegen hilft, immer einen faltbaren Beutel im Auto und einen in der Handtasche dabei zu haben. Die sind oft schön bunt und machen gute Laune. Vorbei sind die Zeiten der ollen Jute-Beutel! Und brauchen Sie wirklich die riesige Shopping-Tüte für den neuen Pullover und den Parfüm-Flakon? Einfach mal KEINE Tüte ist auch ein Weg und spart Erdöl, Energie und Holz.

    Plastikfreie Verpackungsalternativen

  • Verpackungsfrei Einkaufen
    Gerade im Supermarkt ist Plastik nahezu überall. Doch auch hier hat ein Umdenken eingesetzt. Der Supermarkt in Aying bietet zumindest Papiertüten für loses Obst und Gemüse, die Kartoffeln in der Papiertüte statt im Plastiknetz und in Helfendorf gibt es vom BUND Naturschutz zertifizierte Gemüsenetze für all jene, deren Stoffbeutel daheim geblieben ist. Beide Händler füllen an der Wursttheke Fleisch und Aufschnitt gern in mitgebrachte Dosen. Die Märkte in Glonn und Taufkirchen verkaufen Gurken seit kurzem sogar nur noch ohne Folie. Milch und Joghurt in Glasflaschen gibt es im Kühlregal. Leitungswasser in Trinkflaschen umzufüllen ist eine wunderbare Alternative zu PET-Flaschen – und sieht auch noch schön aus. Der gute alte Brotbeutel hält Backwaren nicht nur frisch, sondern trägt sie auch nach Hause. Viele Müslis und Ceralien gibt es zumindest in Papier- oder Pappverpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen. Und wer Eier, Milch und Wurst beim Bauern direkt einkauft, der hat meist eh seine eigenen Taschen und Behälter dabei. Wunderschön sind etwa selbstgehäkelte Einkaufsnetze – damit macht plastik- und verpackungsfrei Einkaufen gleich noch mehr Spaß!

Keine Tüte

  • Keramik-Tassen statt To Go-Becher
    Die Einweg-Kaffeebecher sind wohl eines der schlimmsten Müllprobleme, in den Städten machen sie mittlerweile fast 30% des Straßenmülls aus. Ihre Produktion ist zudem aufwendig und die Abfalltrennung durch die verschiedenen Schichten fast unmöglich, sie müssen verbrannt werden. Seine eigene Tasse ist nicht nur unverwechselbar und schön anzusehen, sondern auch der beste Beitrag zum Umweltschutz. Außerdem schmeckt der Kaffee aus Porzellan besser und bleibt länger warm. Einfach ins Auto oder die Handtasche packen und in der Firma abspülen – fertig. Dasselbe gilt für das Sushi am Abend oder das Curry-to-Go auf dem Heimweg. Die lassen sich super in Edelstahl-Dosen oder Schraubgläsern transportieren – oder Sie nehmen sich die Zeit, frisch zu kochen. Es lohnt sich und hat viele schöne Nebenwirkungen wie eine gesunde Ernährung und gute Theken- oder Küchengespräche. 
  • Plastikfrei im Bad
    Für Menschen, die weniger Plastik verbrauchen möchten, stellen Drogerieartikel bisher die größte Herausforderung dar. Kosmetik ist nicht nur in Unmengen Plastik verpackt, sondern enthält wie viele Wasch- und Reinigungsmittel auch Mikroplastik. Doch die Anzahl der Alternativen und einfach umsetzbaren Tipps steigt. Ob Seife am Stück, die Zahnbürste aus Holz, Deocreme (wunderbar!), Zahnkreide, Haarseife, Stofftaschentücher oder das selbst hergestellte Spülmittel aus Natron und Kernseife – es geht. Auch hier bieten der Buchhandel und das Internet ganz viel Inspiration. Und fast alles bekommen Sie in jedem Drogeriemarkt. Einfach mal in die Suchmaschine tippen und stöbern. Das Selbstherstellen macht Lust auf mehr!
  • Einrichten, Kochen und Aufbewahren
    Alles, was es für die Einrichtung aus Plastik gibt, gibt es auch aus Holz, Glas, Papier oder Metall. Manchmal kosten diese Dinge etwas mehr, aber oft halten sie auch länger, sehen wertiger aus und sind gesünder. Spielzeug oder Möbel etwa. In der Küche gibt es gar keinen Grund für Plastik. Kochlöffel brennen oft an, Plastik setzt dann Giftstoffe frei. Küchenwerkzeug aus Holz oder Metall nicht. Statt einer Salatschleuder kann ein Küchenhandtuch den Salat entwässern. Waschbare Stofftücher ersetzen das Küchenpapier in der Folie. Sogar die klassische Mülltüte lässt sich aus Papier reißfest selber falten.

Klingt gar nicht so schwer, oder? Der wichtigste Tipp von allen ist: Langsam beginnen. Es kommt in erster Linie auf einen achtsamen Umgang an, über Nacht ist noch kein Haushalt plastikfrei geworden. Am besten dort starten, wo es Ihnen am leichtesten fällt. Kleine Schritte am Anfang, die dann zur Gewohnheit werden, sind das beste Rezept. Und bitte nicht alles Plastik sofort verbannen: Nur Plastik wegwerfen ist schlimmer als Plastik zu kaufen. Vielleicht finden Sie ja eine schöne kreative Weiterverwendung – und bei der nächsten Neuanschaffung greifen Sie dann automatisch zu Alternativen aus Glas, Holz, Metall oder Papier.

Viel Freude beim nachhaltig Einkaufen und plastikfrei leben – es lohnt sich auf jeden Fall. Für die Umwelt zählt jeder noch so kleine Schritt!