Nachtrag zum Grünen Kino vom 14.9.2018

Etwa 70-80 Personen kamen am 14.9. zum Grünen Kino um sich mit uns den Film „Welcome to Sodom“ anzuschauen. Der Film verfolgt lose den Alltag und die Träume mehrerer Menschen, die auf einer der größten Elektroschrottdeponien Afrikas ihren Lebensunterhalt durch „Recycling“ verdienen. Unter Recycling kann man sich hier vor allem das Verbrennen von Elektroschrott vorstellen, um an Kupfer und die andere enthaltene Metalle zu kommen. Alles ohne jegliche Schutzausrüstung und in einer hochgradig giftigen und verseuchten Umgebung.

Während die postapokalyptische Landschaft anfangs noch faszinierend erscheint, macht sich ob der endlosen Müll- und Schrottberge gehüllt in giftigen Rauch im laufe der 90 Minuten ein Gefühl der Sprach- und Fassungslosigkeit breit. Die Träume der Hauptprotagonistin und des Hauptprotagonisten diese Hölle auf Erden durch fleiß und harte Arbeit zu Verlassen und Astronautin zu werden bzw. nach Europa oder USA auszuwandern erscheinen so verständlich wie aussichtslos. Das der meiste Elektromüll zur billigen Entsorgung aus Europa und USA exportiert wurde und damit ein Teil bzw. Resultat unseres Lebenstils ist schlägt die Verbindung zwischen dem weit entfernt scheinenden Ghana und ja, auch Garching.

Ein kurzes Interview mit den Regisseuren des Filmes über ihre Erlebnisse findet sich unter: https://www.youtube.com/watch?v=0P8Y0I1BqtM .

Wie es anders geht wurde uns von Rudolf von Stokar, Geschäftsführer der Firma Reco-E aus Unterschleißheim präsentiert. Dazu müssen wir weg vom Gedanken Elektroschrott als „Müll“ zu betrachten und hin zu geschlossenen Wirtschaftskreisläufen in denen der Schrott Rohstoff für das nächste Produkt ist. Reco-E hat dafür in 13 Jahren Forschungsarbeit eine Methode entwickelt, wie sich der Elektroschrott ohne Verbrennung und giftige Chemikalien in seine Bestandteile auftrennen lässt. Dabei können insbesondere die teuren seltenen Erden, aber auch das Plastik, das sonst üblicherweise verbrannt wird, zu fast 100% wiedergewonnen werden. Betrieben werden sollen die Recyclinganlagen mit Strom aus regenerativen Energiequellen.

Von Seiten des Publikums gab es dann auch nach dem Film großes Interesse und einige Fragen an Herrn Stokar, die im Folgenden sinngemäß zusammengefasst sind.

Wo kann man welchen Elektroschrott abgeben, damit er sicher nicht in Afrika landet und professionell recycled wird:?

Nachdem im Moment noch keine Kooperation zwischen den Wertstoffhöfen und Reco-E besteht, und es bekannt ist, dass auch korrekt auf dem Wertstoffhof entsorgter Schrott teilweise in Afrika landet wäre es am besten, ihn zu sammeln und dann bei entsprechenden Mengen direkt abzugeben. Bei Reco-E geht das am Besten direkt bei ihrere Rampe, Edisonstr. 7, 85716 Unterschleissheim. Vielleicht gibt es auch in Zukunft die Möglichkeit einer Gitterbox für die Abgabe in Garching. Genommen wird eigentlich alles aus dem Elektrobereich vom Kabel bis zum Computer.

Wie genau funktioniert die Recycling Methode?

Diese Frage konnte leider nicht im Detail beantwortet werden, da es sich um ein Firmengeheimnis handelt. Grundlage und wichtiger Unterschied zu anderen Recyclingmethoden ist jedenfalls, den Schrott nicht zu Verbrennen.

Wie viel besser ist das Recycling hier als das durch verbrennen in Ghana (abgesehen von der offensichtlichen extremen Umweltbelastung und der Folgen für die Menschen dort)?

Beim Verbrennen wie im Film gezeigt gehen gerade die wertvollsten und auf dem Weltmarkt knappen Bestandteile wie die seltenen Erden verloren. Hauptsächlich wiedergewonnen werden können Kupfer, Aluminium und Eisen/Stahl. Ein besonderer Vorteil des Recyclings ohne Verbrennung ist auch, dass die teilweise sehr hochwertigen Plastikkomponenten wiedergewonnen und z.B. in PVC Rohren verwendet werden.

Wie sieht es mit der Wirtschaftlichkeit aus?

Während teilweise für die Entsorgung von Elektroschrott noch gezahlt wird, ist Reco-E sich sicher aufgrund des hohen Recyclinggrads bessere Preise für Elektroschrott zahlen zu können als die meisten anderen Entsorgungsanbieter.

Als Garchinger Grüne freuen wir uns über das große Interesse am Film sowie an der wichtigen Entwicklung hin zu einer komplett nachhaltigen Elektrotechnik. Gerade auch im Hinblick auf die kommende Elektromobilität kommt dem Recycling der Komponenten eine zentrale Bedeutung bei. Nachhaltigkeit, Technologie und erfolgreiches Wirtschaften gehören für uns untrennbar zusammen, um unsere Zukunft zu sichern.

Wir werden uns dafür einsetzen, dass in Garching die Möglichkeit besteht Elektroschrott bei Reco-E oder entsprechenden Anbietern, die eine ähnliche Recyclingqualität bieten können, abzugeben. Dafür hat unsere Stadtratsfraktion unverzüglich eine Anfrage an die Verwaltung geschickt. Die Stadt Garching ist allerdings nur für das Einsammeln und Befördern der Abfälle zuständig. Die Entsorgung des Abfalls liegt im Aufgabenbereich des Landkreises München. Entsprechend wurde unsere Anfrage ans Landratsamt München weitergeleitet, von dem wir leider noch keine Antwort erhalten haben. Wir werden Sie auf dem laufenden halten, sobald wir neue Erkenntnisse haben.

 

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