Kein Platz für Autobahn Südring

Zu einer Informationsveranstaltung über die Planungen zum Autobahn Südring hatten die Neurieder Grünen am 22.6.09 geladen und das Thema brennt offensichtlich vielen unter den Nägeln, über 80 Teilnehmer drängten sich im Cafe „Vor Ort“.

Christian Hierneis, 1. Vorsitzender der Kreisgruppe München im Bund Naturschutz, gab einen kurzen Überblick über die vernichtenden Ergebnisse der im Auftrag der Staatsregierung durchgeführten Verkehrsuntersuchungen des Verkehrsgutachters Prof. Kurzak.

Dr. Anton Hofreiter, Bündnis 90/ Die Grünen, gewährte anschließend eine spannenden Einblick in die politische Praxis der Genehmigungsverfahren für einen Autobahnbau. „Als Mitglied des Bundestages und Obmann im Ausschuss des Deutschen Bundestages für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung erlebe ich immer wieder wie wichtig es ist, dass die direkt Betroffenen frühzeitig und nachhaltig auf „ihre“ Landtags- und Bundestagsabgeordneten  einwirken um ein sinnloses Straßenbauprojekt aus der Planung zu nehmen.“, so Hofreiter.

Das am 29.4.09 im Rahmen der Machbarkeitsstudie für den Autobahn-Südring vorgestellt Gutachten von Prof. Kurzak hatte ergeben, dass ein Südring, egal auf welcher der noch verbliebenen 8 Planungstrassen, kaum verkehrliche Entlastungen für die A99 West, A99 Ost und A99 Nord oder die Umlandgemeinden bringen wird, zum Teil sogar eine Verkehrszunahme. Zudem kommt das Gutachten zu dem Schluss, dass 90% des Verkehrs im Münchner Süden Quell- und Ziel- bzw. Binnenverkehr sei, also Verkehr, der vor Ort entsteht und lediglich 10 % Durchgangsverkehr von Fernreisenden. Laut Machbarkeitsstudie ist außerdem der sogenannte „Raumwiderstand“ also die Kombination aus technischen Schwierigkeiten, Naturschutzbelangen und zu erwartendem politischen Widerstand für alle Trassen extrem hoch. Technisch ist die dichte Besiedelung und die Querung des Isartals, entweder durch einen bis zu 100m tiefen Tunnel oder einer Brücke das größte Hindernis. Naturschützerisch siedeln im Süden Münchens eine Reihe seltener Tier- und Pflanzenarten die bereits heute vom Aussterben bedroht sind. Ganz zu schweigen vom Erholungswert der Region im Münchener Süden für die über 1,5 Mio Einwohner des Einzugsgebietes. „Daraus ergibt sich auch der wichtigste Faktor in der Diskussion“ so Hirneis, „der Widerstand der betroffenen Bevölkerung und Gemeinden gegen einen Autobahn-Südring sowie die zunehmende Bereitschaft auf Gemeinde- und Landkreisebene mit neuen Konzepten zum Fahrrad und öffentlichen Verkehr den lokalen Verkehr zu verringern.“

Wie wichtig es ist die Verkehrsplanung gerade im lokalen Bereich wesentlich intensiver auf Fahrrad und öffentlichen Verkehr auszurichten darauf verweist auch Dr. Hofreiter. „Während der Bundestag letztendlich über die Genehmigung einer Autobahn entscheidet“, so Hofreiter, „ist es das jeweilige Land, das eine Autobahn plant und beantragt. Entwickelt das Land eine alternative Verkehrsplanung, so wird der Bund ihm sicher keine Autobahn aufzwingen“. Insofern ist derzeit der bayerische Landtag der richtige Adressat für Proteste und Einwände gegen den Autobahn-Südring. Weiter führt Hofreiter aus: „Generell muss auch klar sein, dass die große Mehrheit der gewählten Abgeordneten auch heute noch den Straßenbau als höchste Priorität in der Verkehrsplanung ansehen. Das erschwert die Verwirklichung moderner städtebaulicher Planung mit kurzen Wegen und Verkehrskonzepte die Mobilität mit sozialer Gerechtigkeit und Umweltschutz vereinigen“.

Diese Aussage fand spontane Zustimmung aus dem Publikum bei der als Beispiel auf die hervorragende Fahrradinfrastruktur und den daraus resultierenden hohen Anteil des Fahrrads am Verkehrsaufkommen in Holland hingewiesen wurde und auf die im Vergleich zum Straßenbau minimalen Ausgaben in Deutschland in diesem Bereich. An die Vorträge schloss sich eine rege Diskussion an in der es unter anderem auch um den Standpunkt der Gemeinde Neuried zum Autobahn-Südring ging. Die anwesenden Neurieder Gemeinderatsmitglieder verwiesen dabei auf die Sitzung des Bau- und Umweltausschuss vom 23.6.09 in der ein offizieller Beschluss der Gemeinderats zum Thema vorbereitet werden sollte und forderten die Teilnehmer auf zahlreich an der öffentlichen Sitzung teilzunehmen um die Wichtigkeit des Themas zu unterstreichen. In diesem Zusammenhang verwiesen Dr. Hofman, Vorsitzender der vereinigten Bürgerinititaiven südlicher Erholungsraum  München und Dr. Gutmann, Vorsitzende Bürgerinitiative Martinsried auch noch auf die aktuelle Planung zur Staatsstraße 2063 die zusätzliche Verkehrsbelastung von der Lindauer Autobahn über Martinsried direkt nach Neuried führen würde.

„Vorträge und Diskussion haben gezeigt, dass es unser eigener, lokaler Verkehr ist, der solange durch Straßenneubau zwischen den verschiedenen Gemeinden hin und herverschoben wird bis wir es schaffen durch moderne Verkehrsplanung eine Alternative anzubieten“, so Martin Opitz und Frauke Buchholz, Bündnis 90 / Die Grünen, Neuried in ihrer Zusammenfassung. „Kurzfristige Proteste können dabei eine langfristige Planung ergänzen aber nicht ersetzen.“

 

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