Der Diesel-Bus wird elektrisch

v.l.n.r.: Dr. Martin Hammer (Geschäftsführer INVENOX), Dr. Manuel Güntner (Leiter R&D bei INVENOX), Mathias Kerler (Projektleiter in-tech), Dr. Anton Hofreiter MdB, Jürgen Radtke (Stadtrat Unterschleißheim), Claudia Köhler MdL, Philipp Bauer (Die Grünen OV Garching), Dr. Markus Büchler MdL und Bernhard Schüssler (Die Grünen OV Unterschleißheim).

Angeheizt durch den Dieselskandal ist das Thema Luftqualität ein brisantes Thema in der öffentlichen Aufmerksamkeit. Das Bundesumweltministerium versucht durch die Förderung eines sauberen öffentlichen Nahverkehrs einen Beitrag zum Klimaschutz, sowie zur Luftreinhaltung und zum Lärmschutz zu leisten. Mit Elektrobussen könnten ambitionierte Umweltstandards für Luftschadstoffe und Lärm eingehalten und Innenstädte durch die modernen Busse entlastet werden.

In diesem Jahr ging der deutsche Mobilitätspreis an die Firma „in-tech“ aus Garching, die mit ihrem Produkt „e-troFit Bus“ alte Diesel-Busse auf Elektroantrieb umrüstet.

Das weckte die Aufmerksamkeit von Dr. Markus Büchler, sodass er ein Treffen mit in-tech und deren Lieferant für Energiespeichersysteme „INVENOX“ – ebenfalls in Garching ansässig – einfädelte. Neben Dr. Markus Büchler und Claudia Köhler, die beide mittlerweile im Landtag sitzen, waren Vertreter der Grünen Ortsverbände Garching und Unterschleißheim anwesend, sowie der Bundestagsabgeordnete Dr. Anton Hofreiter und sein Mitarbeiter Dr. Volker Leib.

Zunächst stellte Dr. Martin Hammer die Firma INVENOX vor, die 2014 gegründet wurde und bereits 24 Vollzeit-Mitarbeiter beschäftigt. Die INVENOX GmbH entwickelt und produziert hochwertige Lithium-Ionen Energiespeichersysteme für mobile Arbeitsmaschinen wie z.B. Kehrmaschinen, Schlepper, Radlader und unterstützt namhafte Hersteller bei der Vorserien- und Serienproduktentwicklung hinsichtlich deren Fahrzeugelektrifizierung wie auch bei dem Batteriedatenmanagement. Herr Radtke – Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat Unterschleißheim – und Frau Köhler fanden vor allem die Möglichkeit interessant, Fahrzeuge des kommunalen Bauhofs zu elektrifizieren.

Als innovatives Alleinstellungsmerkmal werden bei INVENOX kleine 18650-Rundzellen nicht wie in der Branche üblich verschweißt, sondern verklemmt, was insbesondere das Recycling und die Wartung erleichtert, da einzelne Zellen aus den Batteriespeichersystemen einfach ausgewechselt werden können. Durch den Aufbau aus kleinen Zellen können die verwendeten Batteriemodule zudem individuell designt werden. In-tech plant für nachgerüstete Busse die Motorleistung, Batteriereichweite und Ladekonzept individuell auf die zu befahrene Strecke. Durch eine Live-Abfrage der Motor- und Batteriedaten können Wartungsarbeiten besser geplant werden. Die Batteriespeichersysteme von INVENOX baut in-tech dann dort ein, wo zuvor der Motor und Abgasreinigung des Dieselbusses war und vernetzt sie mit einem Elektromotor. Der erste Prototyp vor kurzem auf der eMove360° in München präsentiert und wird in einem Pilotprojekt am Ende des Jahres in Landshut eingesetzt.

Herr Kerler von in-tech sieht seine Nachrüstung im Gegensatz zu einem Neukauf nicht nur durch bis zu 50% reduzierte Kosten im Vorteil, sondern auch weil Busse von Großunternehmen durch langsame Produktionszyklen bei Neuprodukten bereits veraltete Batterietechnik verkaufen.

Als Problem bei Elektrobussen sieht Herr Kerler die Wärmeregelung, v.a. im Winter durch andauerndes Öffnen der Türen und den damit einhergehenden die Luftaustausch. Eine Elektroheizung würde die Reichweite stark reduzieren, mit einem Hybridheizer wäre das System nicht mehr rein-elektrisch. Abhilfe könnten Wärmepumpen, oder Luftvorhänge wie in Kaufhäusern geben.

Bei momentan hohen Anfangsinvestitionen, wobei die Kosten primär für die Batterie anfallen, reduzieren sich die Gesamtkosten über 10 Jahre, u.a. auch durch eine intelligentere Wartung.

Sobald die Batterie soweit an Kapazität verloren hat, dass sie für den Betrieb im Bus ungeeignet ist, kann sie problemlos als „second life“-Anwendung in stationären Energiespeicher weiter genutzt werden. Herr Dr. Büchler, im Kreistag im Mobilitätsausschuss tätig, stellte fest, dass bei kommunalen Ausschreibungen immer Neufahrzeuge verlangt werden. Zudem gibt es zwar Interesse von lokalen Busunternehmen für das Nachrüsten auf Elektro, im aktuellen Förderantrag des Bundesumweltministeriums werden leider nur Neuanschaffungen gefördert. Dr. Hofreiter und Dr. Büchler wollten diese Anregungen mit in den Bundestag und Landtag nehmen, um eine effiziente und umweltverträgliche Nachrüstung in Zukunft zu erleichtern.

Dr. Manuel Güntner (Grüne Unterschleißheim), Philipp Bauer (Grüne Garching)

 

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