Böltls Vermächtnis

Wo steht Kirchheim heute? Es ist Zeit über die großen Errungenschaften der vergangenen Jahre zu reden.

Unser neues Rathaus – ab 2023

Kein Scherz, das Kirchheimer Rathaus sollte bereits 2023 eröffnet werden. So prangt es auch auf Briefbeschwerern, die Altbürgermeister Böltl allen Gemeinderäten 2022 geschenkt hat: Unser neues Rathaus – ab 2023. Doch die Fertigstellung des extravaganten Neubaus lässt auf sich warten. Geschwungene Formen, runde Eckfenster, großer Lichthof, Fassade mit eingehängten Keramikelementen – da sind Projektleiter schnell überfordert. Hinzu kommen Projektplaner, die nicht planen, Ingenieurbüros, die nicht prüfen, Firmen, die nicht ausführen. Bei einer inzwischen stolzen Summe von 58,5Mio € (Stand 2024), darf man mehr erwarten. Der jetzige Gemeinderat wird wohl keine Sitzung mehr im neuen Sitzungssaal abhalten können.

Unser neuer Ortspark

Kirchheim hat sich in den letzten Jahren spürbar verändert. Die Landesgartenschau 2024 hat gezeigt, wie viel Begeisterung, Engagement und Kreativität in unserer Gemeinde steckt. Doch was bleibt nach der Gartenschau? Die Blumen verblühen, aber die Verantwortung bleibt. Drei Gärtner sollten eingestellt werden, um die Pflege der neuen Grünflächen sicherzustellen. Gekommen ist keiner… Was bleibt sind teure Pflegemaßnahmen von externen Garten- und Landschaftsbaufirmen. Und die Förderung der europäischen Union ist auch noch nicht in vollem Umfang geflossen. 4Mio fehlen im Haushalt 2025, die fest eingeplant waren. Letztlich werden die Pflegemaßnahmen drastisch reduziert werden müssen, es handelt sich, wie bei den Vereinszuschüssen, um freiwillige Leistungen.

Unser neues Gymnasium

„Fehlende Rauchmelder, Lautsprecher und Beleuchtungen“ – zu Recht betitelt die Süddeutsche ihren Artikel am 17.2.25 „Ein Hauch von Berlin“. Defekte Stahlträger, Gutachten, Gegengutachten und Schlagabtausche vor Gericht. Großer Lichthof, geschwungene Balkone, überforderte Projektleiter. Sie kennen das schon vom Rathaus. Es ist schon erschreckend, wie viel Inkompetenz im kommunalen Bau steckt. Durch die vielen Verzögerungen – Eröffnung ist inzwischen auf 2026 verschoben – kann die Grund- und Mittelschule nicht saniert werden. Die Schüler sollten während der Instandsetzungsmaßnamen ins alte Gymnasium ziehen. Ein toller Masterplan, nur hatte irgendwie niemand daran gedacht, beim Landratsamt die Auflagen dafür zu erfragen. Grundschüler haben andere Ansprüche an den Brandschutz als Gymnasiasten. Brandschutzertüchtigung altes Gymnasium: 4,5Mio €. Für eine Zwischennutzung, kurz vor dem Abriss. Containerlösung noch viel teurer.

Rechtsanwalt für Kirchheim

Unsere Gemeinde sollte sich überlegen, einen eigenen Verwaltungsjuristen anzustellen. Der ist zwar teuer, aber vielleicht lohnt es sich. Jemand der Ausschreibungsrecht versteht und Projekte begleitet. Der klagt, sobald Fehler passieren. Egal ob Firma, Ingenieurbüro oder Fachplaner. Der Gemeindekasse würde es gut tun. Und vielleicht wäre ja sogar etwas bei unserem Altbürgermeister zu holen.

Was bleibt von Böltls Vermächtnis?

Vereinszuschüsse gekürzt, Grundsteuer angehoben, Friedhofsgebühren verdoppelt, Zuschüsse für Schulfahrten gekürzt, Zuschuss für Nachbarschaftshilfe gestrichen, Kreditaufnahmen auf Höchstniveau. Böltl hat einer durchschnittlichen Verwaltung zu viel gleichzeitig aufgebürdet. Mit etwas mehr Weitsicht und Überwachung von kommunalen Bauprojekten hätten viele der Kürzungen vermieden werden können. Hauptsache die Verleihung der Ehrenbezeichnung „Altbürgermeister“ musste schnell vollzogen werden. Ein neuer Gemeinderat hätte vielleicht anders entschieden – mit persönlicher Distanz und erst nach Abschluss der Projekte. Denn Ehre, wem Ehre gebührt. Wir werden uns weiter bemühen, die Gemeinde von teuren Fehlentscheidungen zu bewahren. Wir hätten so manches anders gemacht. Die aktuellen, nicht enden wollenden Kürzungen müssen wir dennoch größtenteils mittragen. Die nackte Not der Gemeinde lässt kaum Spielräume.

Herzliche Grüße

Ihr Dr. Christian Zenner