Zum Thema dieser Kolumne gibt es ein – zumindest fürs Erste – beruhigendes Update (siehe PDF am Ende)
Rechts zwischen Spazierweg und dem geplanten Baugebiet sollen 16 Bäume fallen. Ziel der Planer: „Visuelle Blickbezüge zwischen Bau- und Erholungsgebiet“. Blickbezüge zwischen… – das heißt in beide Richtungen. Von den Erholungssuchenden können über so eine Baumfäll-Idee aber nur Exhibitionisten glücklich sein. Es muss logischerweise der Blickbezug zum See gemeint sein, nicht umgekehrt.
Ein Seeblick ist etwas Feines. Für manche ist er unbezahlbar und wer weiß, wie hoch gebaut werden wird. Laut Münchner Merkur gehört das Entwicklungsgebiet Am Kiesgrund mittlerweile dem österreichischen Immobilienunternehmen CA Immo. Wir hoffen nicht, dass die österreichischen Spekulanten auf die Planer und den Verein zur Sicherstellung überörtlicher Erholungsgebiete in den Landkreisen um München e.V. Einfluss genommen haben. Bisher waren die einschlägigen Schauplätze österreichischer Skandale Österreich, der Balkan und Ibiza.
Es liegt an Ihnen, liebe Bürger:innen, etwas für Ihr Erholungsgebiet zu tun! Insgesamt werden 36 Bäume gefällt, nur drei werden, wenn ich richtig gezählt habe, neu gepflanzt. Rufen Sie im Rathaus an oder schreiben Sie unserem Bürgermeister und dem verantwortlichen Erholungsflächenverein. Wenn sich zudem auch in den Nachbargemeinden etwas rührt, können wir etwas bewirken.
In der Bebauungsplanänderung von 2020 für das Areal wurde die Bedeutung als Kaltluftentstehungsgebiet unterstrichen. Bäume kühlen bis zu viermal so stark wie Rasenflächen. Auf die Tonnen an gebundenem CO2 brauche ich nicht einzugehen. Davon ist in den Medien genug zu lesen. Die Bedeutung von Schatten und Sonnenschutz, besonders für Kinder zur Vermeidung von Hautkrebs, sei zumindest erwähnt. Sollen wir den See nur noch mit Sonnenschirm unterm Arm besuchen?
Damit kein Missverständnis aufkommt: Wir Grüne unterstützen die Aufwertung des in die Jahre gekommenen Erholungsgebietes. Der Plan des beauftragten Architekturbüros urbanscape enthält viele positive Aspekte. Doch ist er teilweise ökologisch aus der Zeit gefallen. Hier muss dringend nachgebessert werden. Wir sind leidgeprüft und haben die Nase voll von Planungen, die das Gewachsene und Vorhandene geringschätzen und als erste Maßnahme alles plattmachen.
Wir dürfen Bäume, die das CO2 aus der Luft entnehmen und speichern, nicht aus zweifelhaften, fadenscheinigen Gründen roden. Markus Söder will Bayern bis 2040 klimaneutral machen.
Wenn es Robert Habeck in der neuen Bundesregierung gelingt, die 10h-Regel bei Windkrafträdern zu kippen, irgendwann ein Tempolimit kommt, PKWs – ob e-mobil oder nicht – wieder angemessen dimensioniert sind, wenn der Staat mit nur 14 Milliarden Euro – mehr nehmen die Verkehrsbetriebe bundesweit durch Ticketverkäufe nicht ein – den ÖPNV wie in Luxemburg kostenlos macht, dann könnte das sogar klappen. Tolle Absichtserklärungen und Geschwurbel über Blickbezüge reichen nicht. Taten müssen her. Wir müssen zur Besinnung kommen.
In diesem Sinn: Besinnliche Adventszeit!
R.Zwarg
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