Kaum ein Ballungsraum wächst so schnell wie München und Umgebung. 450.000 Personen, die Einwohnerzahl der Stadt Nürnberg, wird in den nächsten 16 Jahren zusätzlich den S-Bahnbereich Münchens bevölkern. Das stärkste Wachstum gibt es bei uns im Landkreis München mit knapp 60.000 zusätzlichen Menschen (derzeit: 330.000).
Lebensqualität trotz Wachstum & Flächenknappheit
Für all die zusätzlichen Leute weitere Einfamilienhaus-Siedlungen zu schaffen, ist weder sinnvoll noch möglich: Dazu reicht der Platz einfach nicht. Eine Zersiedelung und viel zu viel zusätzlicher Verkehr wären die Folgen. Stattdessen ist Nachverdichtung und Geschosswohungsbau mit Anschluss an den S- und U-Bahn die richtige Antwort. Kompakt, urban, grün ist das Leitmotiv für eine nachhaltige Orts- und Stadtentwicklung. Vor allem bei uns.
Natürlich ist es ein wichtiges Ziel, den oft ländlichen Charakter oder den Gartenstadtcharakter vieler Wohngebiete zu erhalten. Darauf müssen wir in den Räten aufpassen. Aber eine weitere Zersiedelung unseres Landkreises, ein Verschmelzen der einzelnen Orte zu einem gesichtslosen Siedlungsbrei ist die viel größere Gefahr. Daher: Mut zu urbaner Verdichtung rund um die Bahnhöfe und Ortszentren! Und Mut zu modernen, spannenden, vielfältigen architektonischen Konzepten!
Stadt der kurzen Wege
Ihr kennt es alle: Oft ist bei uns der Fehler gemacht worden, Einzelhandelsketten am Ortsrand anzusiedeln, wodurch innerorts alteingesessene Familienbetriebe aufgeben mussten und innerörtlicher Autoverkehr unnötig erzeugt wurde. Für diesen Unsinn sollten wir keinen Quadratmeter Fläche mehr hergeben! Für bezahlbaren Wohnraum wollen wir sehr wohl sorgen.
Mit einer Verdichtung in guten Lagen besteht die Möglichkeit, nicht nur Wohnraum zu schaffen, sondern auch Geschäfte ins Zentrum zurückzuholen und der Verödung unserer Ortkerne entgegenzusteuern. Wir meinen: Dies ist nicht nur städtebaulich und verkehrsplanerisch wichtig, sondern hat auch eine soziale Dimension: Die Zahl der SeniorInnen wächst angesichts des demographischen Wandels. Auch die Zahl der Menschen, die kein Auto besitzen oder keines nutzen wollen, steigt schnell. Für alle ist es ein großer Vorteil, wenn die Nahversorgung im unmittelbaren Wohnumfeld zu Fuß oder wenigstens mit dem Fahrrad möglich ist. Das wäre ein Plus an Lebensqualität, der unsere Orte trotz Wachstum noch attraktiver macht und dem Verkehrsinfarkt entgegenwirkt.
Je mehr qualitätvolle Ortszentren wir im Umland mit urbaner Aufenthaltsqualität, Einkaufsmöglichkeit und Nahversorgung schaffen, desto weniger ist man auf die Fahrt nach München angewiesen – und spart Zeit und Geld. Smart City heißt ein Konzept, das international in der Siedlungsplanung verfolgt wird. Dezentrale, intelligent vernetzte, gut durchmischte Strukturen, die den Druck auf die Zentren mindern, weil die BewohnerInnen alle wesentlichen Bedarfe vor Ort, im nahen Wohnumfeld erledigen können. Das nützt allen.
Share it, don’t own it
Generell müssen wir davon ausgehen, dass das Einfamilienhaus und Doppelhaushälfte nicht das Modell der Zukunft sind. Immer mehr Menschen schätzen urbane Dichte und kurze Wege. Und Flexibilität auch beim Wohnen. Das Auto ist zumindest im Ballungsraum nicht mehr das Statussymbol und Vehikel zur Freiheit. Immer mehr Menschen empfinden es als teure Belastung.
Wenn immer mehr Menschen Autos nicht besitzen aber nur bei Bedarf nutzen wollen, hat das grundlegende Auswirkungen auf den Städtebau und die Siedlungsentwicklung. Car-Sharing ersetzt 3-10 PKW-Stellplätze und schafft somit Platz für Geh- und Radwege oder andere sinnvolle Nutzungen.
Neue Wohnungen, neue Wohnkonzepte
Mit kompaktem Geschosswohnungsbau schaffen wir auch die Möglichkeit, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sowohl zur Miete als auch als selbstgenutztes Eigentum. Der Siedlungsdruck wird die Immobilienblase immer weiter anheizen. Deshalb sind wir als KommunalpolitikerInnen gefordert, mit den Steuerungsmöglichkeiten der Kommunen für kostengünstigen Wohnraum und natürlich für Sozialwohnungen zu sorgen.
Die Zahl der Wohnungen mit Belegungsrecht für die Sozialämter sinkt seit Jahren, weil viele Wohnungen nun aus der meist 20-jährigen Bindungsfrist fallen. Gleichzeitig drängen immer mehr NiedrigverdienerInnen und zum kleineren Teil auch anerkannte Flüchtlinge auf den Wohnungsmarkt. Deshalb müssen wir handeln. Unsere Sympathie gilt dabei zuvorderst dem genossenschaftlichen Wohnungsbau sowie gut durchmischten Strukturen aus privaten Objekten und Sozialwohnungen mit kommunalen Belegungsrechten.
Sabine Pilsinger und Markus Büchler (aus dem aktuellen Kreisrundbrief)
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