Frieden

Die großen Kirchen rufen in der Fastenzeit zum Friedensgebet. Das ist bitter nötig. Nie gab es mehr bewaffnete Konflikte auf der Welt. Das Gebet ist ein Weg gegen unsere Angst in einer unsicheren Welt. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Sie sieht überall Gespenster und übersieht Aussichten und Auswege. Frieden ist mehr als das Schweigen der Waffen. Frieden heißt, es gibt keine Menschen erster und zweiter Klasse, keine Satten und keine Hungernden, keine Gewalt gegen Frauen und Kinder, gegen die wehrlose Natur. Wir finden diese Vision bedrohlich. Erleben eine andere Realität. Menschen aus aller Welt strömen zu uns ins reiche Europa. Sie suchen, was für uns selbstverständlich ist, was ihnen aber wo sie herkommen verwehrt wird: ein Dach über dem Kopf, ein sicheres Auskommen für sich und ihre Familien, ein Dasein ohne Angst, ohne Verfolgung, ohne Terror. Doch hier schallt ihnen entgegen: Das Boot ist voll oder Wir haben schon genug Arbeitslose oder gar Deutschland den Deutschen. So begegnet der Hoffnung der einen die Angst der anderen – womöglich sogar geschürt von Leuten, die aus der Angst vor Fremden Profit schlagen.

Es ist eine Perspektive des Friedens, sich weder von privaten Ängsten noch von öffentlicher Panikmache beirren zu lassen. Niemand muss Angst haben zu kurz zu kommen, verdrängt, benachteiligt oder überfordert zu werden.

Sichtbares Zeichen des Friedens ist unser Umgang mit Ausländern, Übersiedlern oder Asylbewerbern. Der ist keine Frage der richtigen Politik oder unseres Sozialproduktes.

Es wird Frieden, wenn wir über die bessere Verteilung von Gütern, Arbeit und Lebenschancen auf unserer Erde nachdenken. Dann wird Frieden zu Gerechtigkeit die jedem Menschen gönnt und gibt was er zum Überleben braucht. Frieden wächst aus Vertrauen, der sich weder von persönlichen Ängsten noch von öffentlicher Panikmache beirren lässt.

Sich dafür einzusetzen, ist gelebte Menschlichkeit.

Andreas Zenner