Alternative Ansichten

Kennen Sie das Gefühl, nicht zu wissen, wo man anfangen soll? In beliebiger Reihenfolge klauben wir daher die Brocken auf, die uns andere vor die Füße werfen, und formulieren unsere etwas andere Sicht dazu.

Die Kommunalwahl wirft ihre Schatten voraus. Zum Beispiel: „Das neue Gymnasium ist kein Luxusbau.“ Die beeindruckende Visualisierung von Heinle, Wischer und Partner lässt erahnen, dass hier etwas Besonderes geschaffen wird. Wer aber sagt, es ginge ihm „zuvorderst um eine funktionale Schule“, muss nicht wie unser Bürgermeister mit einer Delegation des Zweckverbands Anregungen in Kopenhagen suchen.

Auch wir können uns für Architektur begeistern und möchten, dass unsere Kinder in inspirierenden Schulen lernen. Wir haben allerdings etwas gegen irreführende Stellungnahmen. Wer behauptet, die Kosten bewegten sich im Rahmen anderer Schulbauten vergleichbarer Größe, übersieht einen wichtigen Punkt: die Vergleichszahlen sind real, wohingegen die hiesigen Kosten bis jetzt nur Planungen sind. Von 60 Millionen in 2015 kommend liegen sie jetzt bei 94 Millionen – Tendenz steigend.

Oder: „Gemäß den Richtlinien zur sozialgerechten Bodennutzung (Kirchheimer Modell) gibt es insgesamt 30 Prozent des neuen Wohnraums zu erschwinglichen Konditionen.“ Die SPD war kürzlich vorsichtiger als der Bürgermeister und sprach davon, dass „preisgünstigerer Wohnraum“ entstünde. Doch der Komparativ ist letztlich nur das Eingeständnis der SPD, dass es preisgünstig nicht ist. Die sozialgerechte Bodennutzung ist an der handwerklichen Umsetzung im städtebaulichen Vertrag gescheitert. Die Mieten sind nicht wie bei gemeindeeigenen Wohnungen gedeckelt. Nur die Höhe der Verbilligung ist vereinbart. Die SPD ist trotzdem stolz. Der Denkfehler: So wie die Mieten steigen, steigen auch die Grundstückspreise und der abschöpfbare Gewinn für verbilligten Wohnraum. Die Bauträger nehmen das Geschenk gerne an. Wir gehen da nicht mit. Das ist uns nicht sozial genug.

Rüdiger Zwarg