Achtzehn Jahre hat Susanne Merten-Wente als Gemeinderätin dafür gearbeitet, dass diese Gemeinde ein besserer Ort wird. Zuerst bei der CSU, dann mit Heinz Fath in der „Neuen Union“ und schließlich mit mir bei den Grünen. Ich möchte mich bei ihr für die zurückliegende gemeinsame sechsjährige Wegstrecke bedanken. Auch Susanne Merten-Wente hat mit ihren präzisen, sachkundigen Vorträgen im Gemeinderat dazu beigetragen, dass wir Grüne bald zu viert sein werden.

Als ich 2008 anfing, war ich im Gemeinderat der einzige Grüne. Die letzten 6 Jahre noch zu zweit, sind wir ab Mai vier. Wenn es exponentiell so weiter geht, ist es vielleicht gar nicht mehr so lang hin, bis in Kirchheim auch das Rathaus grün wird. Irgendwann muss das fröhliche Dilettieren ja ein Ende haben.

Ein*e Unternehmer*in würde sich lächerlich machen, ginge er/sie mit einem Vor-Corona-Businessplan zur Bank. Unser 75%-Bürgermeister kennt da nichts. „Um handlungsfähig zu bleiben“, verabschiedet er bei corona-dezimierter Anwesenheit mit vierzehn Getreuen einen Haushalt, der Makulatur geworden ist. Der Merkur beschreibt es so: „…in zehn Minuten…ohne anwesende Kämmerin, ohne Aussprache, ohne Erörterung und wohl auch ohne echte Relevanz.“ – Wohl wahr.

Die meisten meiner Kolleg*innen scheinen die Gemeindepolitik als ein Spiel zu betrachten, in dem man unangenehme Ereigniskarten einfach ignorieren kann. Ein Haushalt, dessen Einnahmen nur noch Wunschdenken sind, sichert keine Handlungsfähigkeit, sondern gefährdet sie. Mittel für dringende Aufgaben einzusetzen oder begonnene Investitionsvorhaben fortzusetzen – das geht auch ohne Haushalt. Selbst Stellen können besetzt werden, nur dürfen sie nicht neu geschaffen werden. Alles sinnvolle Beschränkungen in unsicherer Zeit.

Angesichts des Mehrheitsentscheids kann man nur spötteln: „Avanti Dilettanti.“ Zwar schwinden 75% Zuspruch nicht über Nacht, aber ich setze auf die exponentielle Kurve. Vernunft – das ist so etwas wie ansteckende Gesundheit.

Bleiben Sie gesund!

Rüdiger Zwarg