Heute Abend findet in der Aula des Gymnasiums die letzte Bürgerversammlung vor den Kommunalwahlen statt. Da gehört es zum Pflichtprogramm des Bürgermeisters, eine Bilanz seiner Amtszeit zu ziehen. Wir Grüne hatten nach den schlechten Erfahrungen in den vergangenen Jahren beantragt, die Redezeit des Bürgermeisters auf insgesamt vierzig Minuten zu begrenzen. Dass er sich gar mit dreißig Minuten bescheiden will, hat uns gewundert. Ist das der Anfang einer Läuterung? Wir haben uns die halbe Stunde schon einmal ausgemalt.
Zunächst wird sich der Bürgermeister dafür entschuldigen, dass das mit dem Spatenstich für das Rathaus zur Mitte seiner Amtszeit nicht geklappt habe. Auch sei es ihm furchtbar peinlich, dass der Wohnungsbau unter Ihm so stark eingebrochen sei. In den Jahren 2014 bis 2018 wurden Baugenehmigungen für 154 Wohnungen erteilt. Unter Herrn Hilger war der Umfang im Vergleichszeitraum von 2008 bis 2012 doppelt so hoch. Beim Vergleich der Bevölkerungsentwicklung sei es nicht besser (mitleiderregende +37 gegenüber +478). Seit 2015 nähme die Einwohnerzahl sogar ab. Besonders bereue er, dass er die Bürgerinnen und Bürger dadurch zu täuschen versuchte, dass er immer nur von dem beträchtlichen Zuzug gesprochen habe, ohne diejenigen zu berücksichtigen, die weggezogen seien. Bezüglich Rathaus und Gymnasium habe er so getan, als hätte der Bau schon begonnen. Dabei seien alles nur archäologische Untersuchungen. Die Bauanträge sind noch gar nicht gestellt.
Zu all den Schwindeleien kämen auch noch etliche Pannen. So sei übersehen worden, dass unterm neuen Rathaus der Hauptabwasserkanal verliefe, der nun umgelegt werden müsse. Während wir uns nach dem Glanz und Gloria der letzten Jahre nicht sicher sind, ob der Bürgermeister die Kehrtwende zu schonungsloser Ehrlichkeit tatsächlich vollzieht, verbürgen wir uns für die Richtigkeit der hier genannten Zahlen. Wir haben sie mit den Daten des Landesamts für Statistik abgeglichen. Alles ist wirklich wahr – auch Hauptabwasserkanal und Bauanträge.
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