Der Jugend gerecht werden!
Aufgewachsen in den Landkreisen Miesbach und Bad Tölz, bin ich seit meiner Jugendzeit in verschiedenen Sozial- und Jugendverbänden engagiert: Kolping, Katholische Landjugendbewegung (KLJB), Katholische Landvolkbewegung (KLB). Dabei hatte ich über 20 Jahre Wahlämter in der Jugendverbandsarbeit inne und kenne Strukturen und Bedeutung der Jugendarbeit. Ab 2001 habe ich als geschäftsführender Bildungsreferent verschiedene Diözesan- bzw. Landesstellen dieser Verbände geleitet, seit 2014 leite ich die Landesstelle der KLB Bayern.
Seit 2010 wohne ich mit meiner Freundin und unserer gemeinsamen Tochter in Unterschleißheim und bin seitdem Mitglied bei den Grünen, wo ich schon verschiedene Funktionen übernommen habe: Beisitzer im Ortsvorstand und im Kreisvorstand und ein Jahr auch Sprecher des Kreisverbandes. Seit 2018 darf ich Teil der Grünen-Fraktion im Bezirkstag von Oberbayern sein.
Mein Kernthema im Bezirk ist die Jugendarbeit. Als Berichterstatter für Jugendpflege darf ich Bindeglied zwischen Bezirksjugendring und Jugendbildungsstätten auf der einen und dem Bezirkstag auf der anderen Seite sein. In der vergangenen Wahlperiode ist es mir gelungen, viele Kontakte aufzubauen und ich konnte einiges bewegen: Bezirk und Bezirksjugendring konnten sich auch dank meiner Mitwirkung auf neue Grundlagenverträge und die Förderung politischer Bildungsarbeit einigen. Auf Ebene des Bayerischen Bezirkstages ist es mir, mit viel Hartnäckigkeit gelungen, dem Thema Jugendarbeit nach Jahren des Dornröschenschlafes wieder Leben einzuhauchen.
Jugendarbeit wichtiger denn je
Natürlich wird für mich weiterhin Jugendarbeit das Hauptthema sein, denn Jugendarbeit ist wichtiger denn je: Wir leben in einer Zeit vielfältiger und herausfordernder Krisen, die vor allem den heute jungen Menschen noch ihr ganzes Leben zu schaffen machen werden oder die ihnen schon jetzt zusetzen. Das zeigen nicht zuletzt zunehmende psychische Erkrankungen im Jugendbereich.
Um diesen Herausforderungen gewachsen zu sein, muss die Jugendarbeit auskömmlich ausgestattet sein. Darum muss eine verlässliche Grundförderung Vorrang vor Projektitis haben – das sieht auch der 16. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung so!
Auch der Bezirk muss verstehen, dass Jugendarbeit keine freiwillige Leistung und kein „Goodwill“ ist, bei dem man nach Kassenlage beliebig sparen kann. Er ist nach SGB XIII dazu verpflichtet, in seinem Zuständigkeitsbereich die Jugendarbeit angemessen auszustatten. Und da ist in Oberbayern auch noch Luft nach oben.
Jugendarbeit ist Bildungsarbeit
Jugendarbeit muss als eigenständiger, non-formaler Teil von Bildung wahrgenommen und gefördert werden! Der Zweck der Jugendarbeit kann es nicht sein, gesellschaftliche Probleme zu reparieren, oder formale Bildungsinhalte, die im maroden Schulsystem zu kurz kommen, auszugleichen:
Die Jugendarbeit als geschützter Raum, wo Kinder und Jugendliche selbstorganisiert, selbstbestimmt und selbstwirksam Beteiligungs- und Gestaltungsprozesse einüben können und wo ihre Teilhabe ernst genommen wird, ist der beste Ort, zum Leben Lernen in allen seinen Dimensionen. Aber kein Ort für Lehrpläne!
Darüber hinaus müssen die Jugendringe als Fachstellen für die Jugendarbeit und als demokratisch organisierte Eigenvertretung der Kinder und Jugendlichen und somit als deren legitime Vertretung anerkannt und ernst genommen werden!
Inklusion braucht Perspektivwechsel
Aber auch ein anderes Thema treibt mich um: Wir sind nach wie vor meilenweit von einer inklusiven Gesellschaft entfernt! Dabei geht es um selbstverständliche, in UN-Konventionen und dem Grundgesetz verbriefte Rechte zur Teilhabe von allen Menschen in ihrer ganzen bereichernden Vielfalt!
Dabei will ich gar nicht behaupten, dass das nicht herausfordernd ist. Und auch nicht, dass es für alles schon eine Lösung gibt. Aber wenn wir nicht aufhören, Inklusion immer nur von der Kassenlage her zu denken und uns an Gewohntes (und sicher oft auch Gutes) zu klammern, dann werden wir – bestenfalls – bei einer mehr oder weniger guten Integration vermeintlich „Anderer“ stehen bleiben. Und das ist nicht Inklusion!
Inklusion erfordert Perspektivwechsel! Wir müssen anfangen, grundsätzlich von den Menschen in ihrer ganzen Vielfalt, ihrer Diversität her zu denken! Unsere Gesellschaft muss in all ihren Bereichen – Arbeitswelt, politische Teilhabe, Freizeit, Kultur, Familie … – so gestaltet sein, dass alle Menschen einfach dabei sein können, teilhaben können! Dabei können wir lernen, Vielfalt als bereichernden Schatz zu sehen und nicht als Problem, das unser „Schachtel-Denken“ durchkreuzt!
Ich möchte mich eine weitere Wahlperiode lang dafür stark machen, dass Oberbayern seine Sozialpolitik konsequent am Grundsatz der Inklusion ausrichtet, dabei Diversität als wertvolle Ressource versteht, und darauf achtet, seine Maßnahmen an den individuellen Bedürfnissen der Menschen auszurichten und diese in ihrer Selbstverantwortung ernst zu nehmen.