Europa und der Naturschutz: Viel erreicht, viel zu tun – auch für die Moore!

Die Kreis­ver­samm­lung im April stand ganz im Zeichen von Europa und dem Na­tur­schutz, speziell dem Schutz und der Re­na­tu­rie­rung der Moore. Unter dem Titel “Amore für die Moore” begrüßten wir unsere Um­welt­ex­per­tin aus der grünen Eu­ro­pa-Frak­ti­on Jutta Paulus per Video. Sie erzählte sehr an­schau­lich von den aktuellen Ent­wick­lun­gen in Sachen EU-Gesetz zur Rettung der Natur (Nature Resto­ra­ti­on Law, NRL). Ein wirk­li­cher Po­li­tik-Kri­mi, der ver­deut­licht, wie wichtig starke Grüne im Parlament sind, um gegen die Agrar­lob­by, die kon­ser­va­ti­ve EVP-Frak­ti­on, Orban und weitere Blo­ckie­rer echte Fort­schrit­te für unsere Tier- und Pflan­zen­welt durch­zu­set­zen.

Im Moment droht das Gesetz in letzter Minute zu scheitern, obwohl es er­folg­reich fertig aus­ver­han­delt war. Es wird im Rat der Mit­glieds­staa­ten vom bel­gi­schen Mi­nis­ter­prä­si­den­ten und Orban blockiert. Im Gesetz geht es darum, 20% der Land- und Mee­res­flä­chen in der EU zu re­na­tu­rie­ren. Das ist notwendig, weil vier von fünf der bereits ge­schütz­ten Öko­sys­te­me dennoch in einem schlech­ten Zustand sind.

Für Moore in Europa gilt das ganz besonders. Gesunde Moore speichern un­ver­gleich­lich viel Klimagase. Zerstörte Moore werden hingegen zum Kli­ma­kil­ler. Der zweite Referent des Abends, Robert Rossa (Ge­schäfts­füh­rer des Vereins Dachauer Moos E.V.), brachte die große Politik auf die konkrete Um­set­zungs­ebe­ne. Er er­läu­ter­te lebhaft, welche Vor­aus­set­zun­gen der EU-Na­tur­schutz für unsere re­gio­na­len Moore bereits bietet und welche Schwie­rig­kei­ten immer noch bestehen. Ein Hektar intaktes Moor kann sechs Mal so viel CO2 aufnehmen wie ein Hektar Wald.
Dem­entspre­chend setzt ein zer­stör­ter Moorboden auch besonders viele Treib­haus­ga­se frei. Ein Hektar setzt soviel Emis­sio­nen frei wie ein PKW,  der 4,5 Mal um die Erde fährt. Moore wachsen sehr langsam, pro Jahr um einen Mil­li­me­ter. Doch durch Ent­wäs­se­rung und Torfabbau werden in wenigen Jahr­zehn­ten zehn­tau­sen­de Jahre alte Moore zerstört.

Bei­spiel­haft gilt das gilt auch für das Dachauer Moos, das sich zwischen den Land­krei­sen Dachau, Fürs­ten­feld­bruck und dem nörd­li­chen Landkreis München befindet – über 20% der Fläche von Ober- und Un­ter­schleiß­heim sind Teil des Mooses. Hier sind die Her­aus­for­de­run­gen der Moor­re­na­tu­rie­rung in einem dicht bebauten Bal­lungs­raum wie in München sehr deutlich. Denn Wie­der­ver­näs­sung der Moor­flä­chen führt zu einem höheren Grund­was­ser­spie­gel, was in Sied­lungs­nä­he zu Problemen führen kann. Außerdem ver­hin­dern die sehr hohen Bo­den­prei­se bei uns, dass sich Landwirt*innen für groß­flä­chi­ge Um­wand­lun­gen ihrer Acker­flä­chen in Moos ent­schei­den. Herr Rossa plädierte deshalb für eine EU-För­de­rungs­stra­te­gie, die sich stärker auf die re­gio­na­len Ge­ge­ben­hei­ten anpassen lässt. Eine lang­fris­ti­ge Per­spek­ti­ve für die Landwirt*innen könnte sein, wenn sie ähnlich wie beim Koh­le­aus­stieg, für den Übergang und darüber hinaus gefördert werden. So können die Moore in ganz Europa und auch bei uns im Landkreis endlich wieder zu ihrer wichtigen Aufgabe für das Klima und die Ar­ten­viel­falt gelangen!

Autor: Bernhard Schüßler

 

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