Weltklimakonferenz COP30 im Amazonas – besonders oder wie immer?

Diese Weltklimakonferenz, die in Brasilien vor den Toren des größten Waldes der Welt stattfand, wurde von Vielen mit großen Erwartungen verfolgt.
In den drei Jahren davor fand die COPConference of the Parties” der UN, in Öldiktaturen statt: Hochglanzhallen, aber Unterdrückung von Zivilgesellschaft, Protesten und keine echten Fortschritte bei den Klimaverhandlungen.

Diese COP sollte anders sein. Eine COP des Amazonas, der indigenen Völker, der Bürgerbeteiligung, der Aktion. Das wurde groß vom brasilianischen Präsidenten Lula und der Konferenzleitung angekündigt.

Herausgekommen ist ein Bild, das ich als Brasilianer als recht gute Zusammenfassung brasilianischer Politik und Lebensgefühle beschreiben würde: bunt, laut, irgendwie chaotisch aber auch lebendig und spannend. Sicherlich hätten sich die Organisator*innen gewünscht, weniger mit Bränden und Protesten in der geschlossenen Verhandlungszone in den Schlagzeilen zu sein und dafür mehr mit bahnbrechenden Ergebnissen.

Mittlerweile wissen wir, dass es sie nicht gab. Der Textentwurf, der einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern – Kohle, Öl und Gas – vorsah, wurde von aggressiven Ölstaaten und einer schwachen EU unter den Tisch fallen gelassen. Es gibt zwar mehr Geld für Anpassung, aber noch lange nicht genug. Und Anpassung bringt nur etwas, wenn wir uns endlich trauen, die Ursachen der Klimazerstörung, eben die fossilen Energien, konsequent anzugehen.

Fortschritte gab es im Kampf gegen die Entwaldung und mit einem Fond zum Schutz tropischer Wälder versucht Lula, den Ländern der „Grünen Lunge der Welt“ Mittel an die Hand zu geben, um den Wald zu schützen, anstatt ihn großflächig zu zerstören.

Diese COP besonders gemacht haben aber nicht die üblichen unambitionierten Verhandlungen, sondern die hochaktive, laute Zivilgesellschaft.
Noch nie waren so viele Proteste, indigene Vertreter*innen und Debattenräume rund um eine Klimakonferenz möglich wie dieses Mal. Das ist ein großer Verdienst der Aktivist*innen.

Mit dem „People’s Summit“ (Cúpula dos Povos) wurde eine Graswurzel-COP organisiert, die lokale und globale Aktivist*innen zusammengebracht hat, wo große Proteste und medienwirksame Aktionen entstanden – und ein gemeinsames Verständnis von Klimagerechtigkeit. Das (auch aus der Ferne) zu verfolgen, war inspirierend.

70 000 Menschen für das Klima und indigene Rechte auf der Straße in Brasilien zu sehen, ist außergewöhnlich und großartig. Indigene Proteste, die die brasilianische Regierung so stark unter Druck setzen, dass sie sich genötigt fühlt, endlich zehn indigene Territorien, die von illegaler Landnahme bedroht sind, gesetzlich zu demarkieren und damit Umwelt und lokale Communities konkret zu schützen, geben Hoffnung.

Genau die braucht es auch, weil wir von vielen Regierungen und Lobbys heftige Rückschritte erleben und COPs zunehmend zu einer Greenwashing-Veranstaltung für die schlimmsten Unternehmen werden. So haben die größten Fleisch-, Bergbau- und Erdölkonzerne Lateinamerikas die Agrarausstellung und viele Pavillons der Konferenz finanziert und die Chance genutzt, medienwirksame Verträge mit Politiker*innen zu schließen. Mein Highlight dazu war, dass eine indigene Aktivistin aus einem Territorium, das gerade durch Bergbau zerstört wird, eine Vertragsschließung zwischen dem Gouverneur ihres Staates und eben jenem Unternehmen verhindern konnte, das ihr Territorium zerstört – indem sie laut war und mit Medienaufmerksamkeit die Unterzeichnung verhindern konnte.

Wieso schreibe ich so viel über diese kleinen Momente, die nicht in der Tagesschau zu sehen sind? Weil wir schon genug über den nicht existierenden Klimabeitrag der deutschen Bundesregierung und die vollkommen beschämenden Aussagen von Frize Merz gesprochen haben. Solche irren Aktionen verhindern eine echte, konstruktive Klimadebatte. Und gerade deshalb tun wir ihnen nicht den Gefallen, darauf einzugehen.

Bernhard Schüssler

Klimagerechtigkeit ist eine globale und lokale Aufgabe. Kommunal können wir einiges erreichen und das tun wir bereits. Global verbleibe ich mit dem Optimismus des Willens, wenn ich auf diese vielen inspirierenden Protestaktionen und Aktivist*innen aus aller Welt blicke.

Ja, diese COP war besonders. Zehn Jahre nach dem bahnbrechenden Pariser Abkommen – leider nicht auf diplomatischer Ebene der Vertragsstaaten. Aber mit einem klaren Zeichen an die Klimaleugner*innen und mutlosen Regierenden, dass wir uns diese Zerstörung unserer Lebensgrundlagen nicht gefallen lassen werden.

Bernhard Schüssler auf Demo zur Klimagerechtigkeit

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