Grüne: Fukushima-Jahrestag mahnt zur Vernunft

Kurz vor dem fünften Jahrestag der Re­ak­tor­ka­ta­stro­phe in Japan erreicht die Öf­fent­lich­keit eine Meldung, die das so sicher geglaubte Europa ei­gent­lich er­schüt­tern müsste. Im April 2014 wäre es in Fes­sen­heim in
Frank­reich nahe der deutschen Grenze fast zum nächsten großen Atom-Zwi­schen­fall gekommen. Wie in Fukushima fiel die Strom­ver­sor­gung und somit die komplette Steuerung des Kraft­werks durch einen
Was­ser­ein­bruch aus. Nur durch be­son­ne­nes Handeln konnte ein größeres Unglück ver­hin­dert werden. Die Öf­fent­lich­keit wurde von dem Zwi­schen­fall nicht, be­zie­hungs­wei­se falsch in­for­miert, die Vorgänge sind bis heute nicht ab­schlie­ßend un­ter­sucht. Das führt uns wieder vor Augen, dass die Atom­ener­gie ge­fähr­lich ist – und die Forderung nach einem schnel­le­ren Atom­aus­stieg nach wie vor be­rech­tigt ist.

Am 11. März ist die Ka­ta­stro­phe im ja­pa­ni­schen Fukushima fünf Jahre alt und im April jährt sich zum 30ten mal das Unglück von Tscher­no­byl. “Wir werden Tscher­no­byl und Fukushima nicht vergessen und weiterhin für eine richtige En­er­gie­wen­de ohne Atomkraft und Kohle kämpfen“, sagt Sabine Pilsinger, Spre­che­rin der Grünen im Landkreis München. Am 12. März 2016 gibt es von 10-13 Uhr in der Grä­fel­fin­ger Bahn­hof­stra­ße (Höhe Eisdiele) einen grünen Infostand. Dort in­for­mie­ren wir über die Atom-Ka­ta­stro­phen, über Not­wen­dig­keit zur En­er­gie­wen­de und grüne Lö­sungs­an­sät­ze.

Antje Wagner, die Spre­che­rin der Land­kreis-Grü­nen hat in den Jahren 2010 das Gebiet um den Reaktor Tscher­no­byl sowie 2011 und 2013 die be­trof­fe­nen Regionen in Fukushima, Japan besucht. Sie hat mit Be­trof­fe­nen und ge­mein­nüt­zi­gen Or­ga­ni­sa­tio­nen ge­spro­chen, die sich bis heute dafür einsetzen, dass in den ver­seuch­ten Regionen die Menschen geschützt werden. “Wir müssen so schnell wie möglich aus der Atomkraft
aus­stei­gen. Es gibt keine Al­ter­na­ti­ve. Deutsch­land ist ein großes Land und wenn wir es schaffen auf Er­neu­er­ba­re Energien um­zu­stei­gen, wird dies eine Sog­wir­kung auf andere Länder haben, die bisher noch un­be­irr­bar auf Atomkraft setzen!“ Die Welt schaut auf Deutsch­land: wenn es uns gelingt, In­no­va­ti­on in Technik und Effizienz vor­an­zu­trei­ben und aus Atom und Kohle aus­zu­stei­gen, kann es überall klappen.

Die Ge­schich­te zeigt uns, dass sowohl nach Tscher­no­byl und Fukushima, auch wenn es jeweils einem mehr­jäh­ri­gen Schock­zu­stand gab, die po­li­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen für einen Atom­aus­stieg nicht gegeben sind. Selbst in Japan nicht. Dort hat sich zwar auf kom­mu­na­ler Ebene einiges getan, aber immer noch sind die recht­li­chen Hürden für die Er­neu­er­ba­ren Energien sehr hoch. Vor allem die So­lar­in­dus­trie ist in den letzten drei Jahren geboomt. Wind, Biomasse und Was­ser­kraft spielen aber immer noch kaum eine Rolle. Durch ge­schick­te (Des-) In­for­ma­ti­ons­po­li­tik glaubt kaum einer in Japan daran, dass 100% Er­neu­er­ba­re Energien möglich sind. Kernkraft wird als einzige Al­ter­na­ti­ve angesehen, denn die Gas- und Ölpreise sind auf dem In­sel­staat sehr hoch. Es werden sogar zwei neue ge­neh­mig­te Kern­kraft­wer­ke weiter gebaut. Fehlende End­la­ger­ka­pa­zi­tä­ten spielen keine Rolle, der Glaube an die Wie­der­auf­be­rei­tung, wie die schnelle Brüter Tech­no­lo­gie, ist in Japan un­ge­bro­chen.

Aktuell laufen in Deutsch­land noch acht Atom­kraft­wer­ke. Sie stellen eine un­be­re­chen­ba­re Gefahr für die Be­völ­ke­rung dar. Aber nicht nur durch Standorte in Deutsch­land ist die Bedrohung real: In unseren
Nach­bar­län­dern wie Tsche­chi­en, Polen oder Frank­reich wird weiter auf die ver­meint­lich „saubere“ En­er­gie­ge­win­nung gesetzt. Die vielfach als Brü­cken­tech­no­lo­gie be­schwo­re­nen fossilen Brenn­stof­fe
gefährden unser Klima und nach der Kli­ma­kon­fe­renz in Paris sollte keiner mehr ernsthaft über den Bau und die In­be­trieb­nah­me von neuen Koh­le­kraft­wer­ken nach­den­ken. Antje Wagner sagt mit Blick zurück auf
Tscher­no­byl und Fukushima: “Nur die Er­neu­er­ba­ren Energien ver­spre­chen eine Zukunft, in der auch unsere Nach­kom­men leben können.” Die En­er­gie­wen­de muss vor Ort statt­fin­den, mit de­zen­tra­len Struk­tu­ren
und einem starken En­ga­ge­ment un­zäh­li­ger Bür­ge­rin­nen und Bürger. Der de­zen­tra­le Ausbau der Er­neu­er­ba­ren Energien vor allem mit Solar- und Windkraft muss in Bayern verstärkt vor­an­ge­trie­ben werden, denn nur so
kann die En­er­gie­wen­de gelingen!

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