Heute, am 8.3.2019, dem Internationalen Frauentag, möchte ich aus tiefstem Herzen würdigen, Frau sein zu dürfen. Mir ist bewusst, welches Glück dies bedeutet. Blendend geht es mir – in meinen Mittdreißigern, hier inmitten Europas, glücklich verheiratet, Mutter einer wunderbaren Tochter, berufstätig in Teilzeit. Jederzeit darf ich mich frei entfalten, über mich und meine Leidenschaften bestimmen. Vieles darf ich ungehemmt und uneingeschränkt einfordern, überall darf ich mitwirkend Anteil nehmen. Daheim bestimmen mein Mann und ich gemeinsam, wir teilen alle Aufgaben, erziehen gemeinsam, erleben gemeinsam. Tabuthemen gibt es nicht. Im beruflichen Alltag wie in der Freizeit erlebe ich ebenfalls keinerlei Einschränkungen aufgrund meiner Weiblichkeit. Weder im sportlichen, noch im kulturellen, noch im politischen Bereich. Das ist fantastisch! Ich genieße Gleichberechtigung in vollem Ausmaß.
Mir wird bewusst, wie viel besser es mir geht als meinen Großmüttern mit Mitte 30!
Wenn ich an Manches denke, was diese noch zu ertragen hatten: Nicht nur mussten sie mehrfach schwere politische Krisen überstehen, sie hatten weniger Rechte als wir Frauen heute. Bis 1977 etwa blieb es dem Ehemann vorbehalten, seine Zustimmung zu verweigern, wenn die Ehefrau arbeiten wollte. Die Berufe der Frauen waren zudem klar definiert – man sollte höchstens in sozialen Berufen tätig sein. Der viel schwieriger zu bewältigende Alltag ohne Auto, ohne maschinelle Hilfe, oft allein, war reine „Frauensache“. Eine Akzeptanz für verschiedene frei gewählte Lebensmodelle war keineswegs gegeben. Die Sexualmoral war gänzlich prüde. Das Bild der Frau war erschreckend eingeschränkt.
Unendlich dankbar bin ich für all die Frauen und Männer, die mir und meiner Tochter nach unzähligen unaufhörlichen Revolten unsere heutige Lebensqualität erkämpft haben.
Und nun? Genieße ich all diese Rechte, diese Freiheiten.
Aber keineswegs darf ich vergessen, dass sich noch lange nicht alle Frauen auf unserer Erde in dieser Art entfalten dürfen!
Furchtbar ist es, wie ohnmächtig Frauen in Indien der grausamen Gewalt der Männer ausgeliefert sind. Traurig stimmt mich, dass Frauen im Iran noch immer täglich darum kämpfen müssen, Sport ausüben zu dürfen. Der weltweite Frauenhandel, auch in Deutschland!, wo Frauen zur Prostitution gezwungen werden, schockiert mich zutiefst. Noch immer werden Frauen in Sierra Leone, Somalia, Mali und im Sudan beschnitten und verstümmelt.
Und auch in Deutschland sehe ich Barrieren, die vor allem das Gehalt der Frauen betreffen. Die Sozialberufe, die Frauen noch immer häufiger ausüben als Männer, sind schlecht bezahlt. Alleinerziehende Mütter tragen ein zu hohes Risiko für Altersarmut. Die Aufstiegschancen müssen besser werden, Teilzeitmodelle müssen auf alle Geschlechter gleich verteilt sein.
Also, liebe Frauen! Ich hebe mein Glas und schreie in die Welt hinaus : Es ist wundervoll heute hier Frau zu sein!
Als Frau lebe, liebe, streite ich – Und ich darf politisch sein, mich wehren, mich engagieren, für mich einstehen.
Macht ihr mit?
08. März 2019, Franziska Rehm
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