Immer wieder ist zu lesen, dass E-Autos die Ursache für Umweltprobleme bei der Lithiumgewinnung seien. Dabei könnten gerade E-Autos helfen, manche der heutigen Probleme in den Griff zu kriegen.
Was also hat es mit Lithium und E-Autos wirklich auf sich?
Die Lithiumgewinnung in Südamerika verläuft ganz ähnlich wie der frühere Kochsalzabbau bei uns. Eine salzhaltige Lösung wird abgepumpt, das Wasser verdunstet und das ungefährliche Lithium(-oxid) bleibt als Pulver zurück. Umweltprobleme entstehen vor allem dann, wenn wie in einigen chilenischen Fördergebieten Sole aus der Tiefe abgepumpt wird und Grundwasser aus der Umgebung nachfließt. Dies ist in dieser Gegend nur spärlich vorhanden und daher sehr kostbar. Im gleichen Atemzug wird auch oft Bolivien genannt, wo die größten bekannten Vorkommen liegen. Dort wird aber aus genau diesen Umweltschutzgründen bislang überhaupt nichts abgebaut. Positiv ist daher das Engagement von VW zu werten, das sich reichhaltige Vorkommen in der Region gesichert hat. Auch wenn mit dem Dieselbetrug das Vertrauen in VW gelitten hat, wird sich das Unternehmen nicht zuletzt aus Imagegründen besonders um eine umweltschonende Förderung bemühen.
Wie VW haben alle großen Automobilhersteller zur Sicherung der Lieferkette eines kontinuierlich wachsenden Lithiumbedarfs inzwischen Maßnahmen ergriffen. Es darf erwartet werden, dass ihre direkte Beteiligung und damit ihr eng verknüpftes Image eine wenig umweltschädliche Förderung des wichtigen Rohstoffs bewirken.
Weltweit größter Lithiumproduzent ist übrigens Australien, etwa 60% kommt von dort. Hier wird Lithium zusammen mit Zink und anderen Metallen im Untertagebau konventionell abgebaut. Nur etwa 15% der weltweiten Lithiumförderung wird für E-Auto Akkus verwendet, 20% für alle möglichen Akkus in Notebooks, Telefonen und anderen Elektrogeräten. Größtes Einzelsegment mit 35% ist jedoch die Glas- und Keramikherstellung.
In einem 100 kWh Akku eines Tesla Model S sind gerade mal fünfzehn Kilogramm des Materials enthalten. Zu dessen Förderung werden je nach Produktionsverfahren 2.000 bis 30.000 Liter Wasser benötigt. Zum Vergleich: 30.000 Liter fallen ebenfalls für ein Kilogramm Rindfleisch oder vier Jeanshosen an.
Fazit
Auch wenn für die E-Auto-Produktion viel Lithium benötigt wird, es gibt anderen Sektoren die weit mehr Lithium benötigen, über die aber niemand spricht. Außerdem muss der Abbau von Lithium nicht umweltschädlich sein, wenn Firmen im Rahmen der Lieferkette darauf achten. Hier ist auch die Politik gefragt mithilfe eines Lieferkettengesetzes für einen „sauberen“ Lithiumabbau und faire Arbeitsbedingungen zu sorgen.
Aying, 16. Dezember 2020 Hermann Klein