Immer wieder hört man: Infraschall von Windrädern belaste und mache angeblich krank. Was steckt dahinter?
Infraschall besteht aus Tönen mit tiefen Frequenzen unter der Hörschwelle des menschlichen Ohrs. Infraschall kommt überall in der natürlichen Umgebung vor, wird aber auch künstlich erzeugt, beispielsweise im Verkehrswesen oder durch technische Geräte. Obwohl Infraschall nicht gehört werden kann, nimmt ihn der Körper doch wahr. In Versuchen eines Mainzer Herzchirurgen wurde eine Beeinträchtigung der Herzfunktion um zwanzig Prozent ermittelt, nachdem Gefäßmuskeln aus Herzgewebe im Labor einer Stunde Infraschall mit einer Lautstärke von 100 Dezibel ausgesetzt waren. Daraus schloss der Herzchirurg in einer Studie auf negative Einwirkungen von Infraschall durch Windräder.
Zum Vergleich: 100 Dezibel entsprechen der Lautstärke einer Autohupe aus nächster Nähe. Natürlich wurden auch bereits die hörbaren und nicht hörbaren Geräusch-Emissionen von Windrädern vermessen. Alle Studien, bis auf eine später nachgewiesen fehlerhafte, kamen zum Ergebnis, dass Infraschall-Emissionen bereits ab 200 Metern Entfernung unterhalb der Wahrnehmungsschwelle liegen und vom Hintergrundgeräusch nicht mehr zu unterscheiden sind. Ab etwa 700m waren sie nicht einmal mehr messtechnisch nachweisbar. Das Geräusch der Autobahn im Hofoldinger Forst wird die dort geplanten Windräder sowieso deutlich früher übertönen.
2020 zeigte auch die weltweit erste Langzeitstudie zu den Auswirkungen von Infraschall durch Windenergieanlagen (VTT Finnland), dass keine Hinweise für eine Gesundheitsgefährdung von Anwohner*innen gefunden werden können und untermauerte damit die Aussagen des Umweltbundesamtes. Die Studie sieht ferner als Erklärung für das vermeintliche Auftreten von Symptomen in der Nähe von Windenergieanlagen das Wirken eines sogenannten „Nocebo-Effekts“ (analog zum „Placebo-Effekt“), wonach körperlich eigentlich unschädliche Einflüsse einen negativen Gesundheitseffekt dadurch hervorrufen können, dass Betroffene selbst einen negativen Effekt vermuten.
Die Aussage „Infraschall und andere Geräusche von Windrädern machen krank“ kann somit beruhigt ins Reich der Mythen abgelegt werden.
Aying, den 09. Januar 2020, Hermann Klein