Gedanken zum Welternährungstag

The world has enough for everyone‘s need, but not for everyone‘s greed

(Ghandi)

„Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. […] Bei unterernährten Kindern setzt der Zerfall nach wenigen Tagen ein. Der Körper braucht erst die Zucker-, dann die Fettreserven auf. Die Kinder werden lethargisch, dann immer dünner. Das Immunsystem bricht zusammen. Durchfälle beschleunigen die Auszehrung. Mundparasiten und Infektionen der Atemwege verursachen schreckliche Schmerzen. Dann beginnt der Raubbau an den Muskeln. Die Kinder können sich nicht mehr auf den Beinen halten. Ihre Arme baumeln kraftlos am Körper. Ihre Gesichter gleichen Greisen. Dann folgt der Tod. …Das tägliche Massaker des Hungers geht in eisiger Normalität vor sich!“ (Jean Ziegler, der Aufstand des Gewissens, nicht gehaltene Festspielrede Salzburg, 2011, S. 5)

Als Mutter gehen einem diese Zeilen sofort durch Mark und Bein. Man möchte die schweren Gedanken, die sich beinahe wie Ketten bleiern um Herz und Kehle zu schnüren versuchen, ganz schnell einfach abschütteln. Von sich werfen. Die Augen verschließen. An das eigene Kind denken.

Das könne doch heute, im Jahr 2019, längst nicht mehr der Fall sein, versucht man sich einzureden…und begibt sich doch mit dem beklemmendem Gefühl einer bösen Vorahnung auf Recherche…

Man liest :

2017 starben weltweit 5,4 Millionen Kinder unter fünf Jahren. Spiegel.de UNICEF Report, 18.9.2018)

Und: Laut des im April veröffentlichten Berichtes der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) litten im letzten Jahr 113 Millionen Menschen in 53 Nationen akuten Hunger und 821 Millionen Menschen litten an Mangelernährung. Am schlimmsten betroffen waren die Menschen im Jemen , Kongo, Afghanistan, Sudan , Nigeria, Syrien, Zentralamerika, in vielen Ländern Südostasiens sowie in der Karibik. (Quelle: http://www.fao.org/resilience/resources/resources-detail/en/c/1187704/)

Warum? Warum denn nur? Verzweifelt sucht man nach Antworten; das Anklopfen des Gewissens, das an das eigene Verantwortungsgefühl appelliert, schiebt man noch still beiseite… Man durchblättert bzw. klickt sich durch Seiten um Seiten und fasst bald für sich zusammen:

Hunger entsteht als Folge von:

  • Klimakatastrophen wie Dürren oder Überschwemmungen
  • Kriegen und daraus resultierenden Fluchtbewegungen
  • schlechter Regierungsführung und der Ignoranz der Bedürfnisse der eigenen Bevölkerungen durch korrupte Politiker
  • Ressourcenverschwendung (immer mehr Nahrungsmittel landen z.B. im Tank statt auf dem Teller. Im letzten Jahr wurden 40 Prozent der US-Maisernte für Ethanol eingesetzt! Quelle: https://www.oxfam.de/unsere-arbeit/themen/biosprit)
  • unfairen Handelsabkommen und Subventionen, die Marktzugänge und Preisvorteile für Unternehmen aus Industrienationen schaffen, während Kleinbauern im Stich gelassen werden. Quelle: https://www.welthungerhilfe.de/hunger/)
  • Multinationale und profitorientierte Konzerne kontrollieren die Märkte ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Bevölkerung (incl. der Bauern).
  • Und: Hunger entsteht auch als Folge unserer aller, meiner (!),  Konsumgier!

Es ist doch absurd :

Damit wir, die westliche Welt, also auch ich, z.B. täglich Fleisch verspeisen können, werden vor allem in Ländern, in welchen bereits akuter Hunger herrscht, Nutzflächen für den Anbau von Futtermais und Soja vergrößert! (Man denke an die Bilder der verbrannten Bäume im Amazonasgebiet in Brasilien – hier entstehen Viehweiden und Sojaplantagen für US-amerikanische und europäische Handelspartner, während in Zentralamerika vielerorts Hungersnöte herrschen!)

Und damit ich zu jeder Jahreszeit, wann immer es mich gelüstet, günstig Südfrüchte kaufen kann, leiden Arbeiter*innen in vielen sogenannten Drittweltländern unter schwersten Arbeitsbedingungen und Hungerlöhnen, da die Marktmacht bei gewissenlosen deutschen Supermarktketten liegt. (Quelle: Oxfam-Studie „Bittere Bananen“, https://www.oxfam.de/system/files/20111230_oxfambananenstudie_2072kb.pdf

Jean Ziegler fasst es so zusammen:

„Der Planet bricht unter seinen Reichtümern zusammen. […] Wenn […] Menschen Hunger leiden, liegt es nicht an einer zu geringen Nahrungsmittelproduktion, sondern daran, dass so viele Menschen keinen Zugang zu dieser Nahrung haben. […] Der Skandal der ungerechten Verteilung ist ungeheuerlich.“ (Jean Ziegler, Wir lassen sie verhungern, 2013, S.300f )

Ich möchte heulen, da ich mich dermaßen ohnmächtig gegenüber der Macht der Industrie und Politik fühle! Zudem fühle mich mitverantwortlich. Kann ich denn etwas tun? Könnte ich durch mein Handeln einem Kind in Nigeria, einem Bauern Indonesiens, einer Arbeiterin in Mittelamerika helfen?

Ja! Auf vielen Seiten im Internet wird uns Konsument*innen Mut gemacht! Wir können in vielen, vielen kleinen, aber sehr bewussten Schritten sehr wohl etwas gegen den Hunger in der Welt tun !

Mein Entschluss:

  1. Ich werde entschieden weniger Fleisch essen !
  2. Vor dem Kauf von Fisch werde ich mich informieren, woher die Ware kommt, um zu verhindern, dass Menschen aus dem Senegal, Mauretanien oder Guinea ihrer Lebensgrundlage beraubt werden!
  3. Ich werde fair gehandelte Produkte mit dem TransFair-Siegel einkaufen.
  4. Ich kaufe Produkte aus der Region ein und unterstütze unsere Bauern.
  5. Ich spende an Organisationen, die die Politik und Industrie in ständigem unerbittlichem Bemühen zu beeinflussen versuchen und wirklich Projekte gegen Hunger initiieren (z.B. Oxfam, Aktion gegen den Hunger, Welthungerhilfe, Save the children)!

Hunger leiden im 21. Jahrhundert – das sollte kein Mensch müssen ! Ich kann versuchen dazu beizutragen, dass Konzerne verantwortungsbewusster wirtschaften und dass Nahrung gerechter verteilt wird! Ich brauche nur einen starken Willen, Lust auf Verzicht für das Wohl anderer und die Bereitschaft endlich mehr für Lebensmittel auszugeben ….

Und je mehr „Ichs“ es gibt, umso mehr können wir bewirken!

Lasst uns von heute an auch an diejenigen auf der Welt denken, die so viel für unser Glück geben würden!

Aying, 16. Oktober 2019 Franziska Rehm

 

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Schlagwörter: Ernährung grünes Leben Welternährungstag


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