Aus dem Takt geraten

Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte am 3. September 2019 einen Artikel unter der Überschrift „Warum der 15-Minuten-Takt unbeliebt ist“. Ist doch eigentlich klar: wenn mit Eröffnung des zweiten Tunnels auf vielen Strecken statt des bisherigen 10-Minuten-Taktes dann die Bahn nur noch jede Viertelstunde fährt, dann macht das nicht glücklich! In dem Bericht wird aber auch unsere S7 erwähnt: „[der 15-Minutentakt] betrifft nach Auskunft des bayerischen Verkehrsministers Hans Reichhart (CSU) allerdings nur zehn der derzeit 150 Stationen. […] Die schwächer ausgelastete Linie S 7 rollt weiterhin komplett im 20-Minuten-Takt.“

Unser Mitglied Nortrud Semmler-Otranto, auch aktiv bei der Initiative S7Ostplus, hat sich über die Aussage mit dem 20-Minuten-Takt ein paar Gedanken gemacht:

Wenn Verkehrsminister Reichhart ankündigt, „die schwächer ausgelastete Linie S7 rollt weiterhin im 20-Minuten-Takt“, dann ist das für uns in Großhelfendorf und Peiß ja eine wahre Freudenmeldung – auch wenn das „weiterhin“ nicht stimmt. Haben wir doch selbst bis Aying nur den 40/20-Minutentakt und bis Endstation sogar nur den Stundentakt. Ich wiederhole (weil es einem ja eh keiner glaubt): Stundentakt!

Mit ein Grund ist, dass diese Strecke sowohl nach Ost (Kreuzstraße) wie nach West (Wolfratshausen) nur eingleisig ist: und zwar nicht allein im ländlichen Raum sondern – als wirklich einzige im MVV-Netz – sogar im Bereich der Stadt München. Da Zugbegegnungen nur auf einigen Bahnhöfen möglich sind, schaukeln sich Verspätungen immer weiter auf. Die Folge: um wieder im Takt zu sein, lässt die Bahn Züge ausfallen. Die Fahr“gäste“ stehen dann auf den Bahnsteigen rum: nicht selten bis zu einer Stunde,  manchmal auch ein bisschen länger. Also: von wegen 20-Minuten-Takt!

Wir von der Initiative S7Ostplus haben uns vom Versprechen des Ministerpräsidenten, den 20-Minuten-Takt auf allen Strecken zu fahren, viel erhofft. Doch was ist geschehen? Nichts! Was haben unsere Briefe an den Verkehrsminister (den wir u. a. informierten, dass auf der S7 der Stundentakt gefahren wird) und unsere Gespräche im Verkehrsministerium ergeben? Nichts! Eine große öffentliche Veranstaltung im Mai in Aying mit prominent besetztem Podium und anschließender Resolution mit vielen hundert Unterschriften und klaren Forderungen u. a. zur Taktverbesserung an das Verkehrsministerium: abgeschmettert!

Um zu erreichen, dass, wie im Artikel beschrieben, „die […] Linie S7 im 20-Minuten-Takt“ rollt, haben wir uns in unserer Verzweiflung nun direkt an den Ministerpräsidenten gewandt – leise hoffend, dass es ihm wichtig ist, Wort zu halten. Und wir haben ihn auch um ein Machtwort gegenüber seiner Ministerialbürokratie gebeten, die offensichtlich aus dem Takt geraten ist. Denn selbst ohne zweigleisigen Ausbau wäre auch jetzt schon bis Endstation der 20/40-Minuten- und bis Aying der 20-Minuten-Takt möglich. Und zwar ganztags – so wie am frühen Vormittag auch.  Unabhängig davon, dass die Ministerialbeamten zur Zeit damit beschäftigt sind, Begründungen zu finden, warum bis Kreuzstraße nur der Stundentakt geht. Und unabhängig davon, dass der Verkehrsminister davon überzeugt ist, dass bei uns bereits alle 20 Minuten eine S-Bahn fährt.

Großhelfendorf, 25. September 2019, Nortrud Semmler-Otranto

 

 

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Schlagwörter: Mobilität ÖPNV S-Bahn S7


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