Der im Workshop-Charakter gehaltene Fachdialog zum Thema Divestment im Festsaal des Landratsamtes München am 23.01.2020, an dem Gemeinderät*innen und Verwaltungskräfte aus verschiedenen Kommunen des Landkreises teilgenommen haben, wurde von Landrat Christoph Göbel mit Bezug auf Davos (WEF 2020) und der Investmentfirma Blackrock eingestimmt: In Davos treffen im ursprünglichen Sinne der Veranstaltung Politiker, Firmen, Wissenschaftler und Wirtschaftsexperten mit gesellschaftlich Aktiven zusammen, um im Austausch auf dem Weltwirtschaftsgipfel die aktuellen globalen Fragen zu diskutieren. Dabei kristallisiert sich mehr denn je heraus, dass eine soziale Politik und der Umweltschutz den sorgsamen Umgang mit Steuergeldern, mit den Ressourcen auch ein verantwortungsvolles Handeln unter Risikobetrachtung fordert. Von unserem Ortsverband waren Christine Squarra (Gemeinderätin und Bürgermeisterkandidatin) und Andreas Wolf (Gemeinderat) mit dabei.
Im Hauptteil der Veranstaltung wurde von Dr. Till Sterzel das Projekt „Klimafreundlich investieren“ vorgestellt.
Was macht unser Geld?
Wo fließt es hin?
Wo möchte ich, dass es hinfließt?
Divestment ist hierbei das Gegenteil von Investment. Klimaschädlich angelegte Gelder werden dabei abgezogen, nachdem ausführlich und transparent eine zukünftige Anlagestrategie erarbeitet wurde. Beim folgenden Reinvestement wird darauf geachtet, dass nach den ESG Kriterien (Environment Social Governance) in Kinderarbeit freie, Atomenergie freie und fossile Energieträger freie Anlagen investiert wird. Hauptaugenmerk ist daher der Klimaschutz, die Dekarbonisierung durch Abzug von Finanzmitteln aus klimaschädlichen Industrien und die Anlage in Soziale Projekte.
Denn neben den Reputationsrisiken gibt es auch Transformationsrisiken aus „Stranded Assets“ und der „Carbon bubble“, die im Anlage-Portfolio bei einer zusammenbrechende Blase eine negative Auswirkung auf die Anlagesumme haben. Ein Beispiel sind hier RWE Anteile oder Autohersteller die an der Schummelsoftware beteiligt waren.
Zusätzlich wurde auch die Möglichkeit erörtert, im Falle dass keine Investment-Anlagen in der Kommune existieren, die durch ein Divestment in Anlagen nach den ESG Kriterien optimiert werden können, in kommunale Projekte zu investieren: vor Ort günstigen Wohnraum schaffen, in CO2 neutrale Energieversorgung investieren, öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten oder Ärztehaus bauen. Ein Windrad mit kommunaler Beteiligung zahlt sich nicht nur im Klimabeitrag aus, sondern bedeutet eine langfristige Anlage für die Bürger vor Ort und für die Gemeindeverwaltung.
Mehrmals war beim Forum von Vertretern der Kommunen zu hören, dass mit den aktuellen gesetzlichen Voraussetzungen eine Anlage in ETFs oder Fonds (auch nach ESG Kriterien) gar nicht erlaubt sei, bei anderen Anlagen aber Negativzinsen zu bezahlen wären.
Hier konnte Andreas Wolf in der Abschlussrunde nochmal auf den Ort des Forums (Landratsamt) und die Länderebene verweisen. An welchem anderen geeigneteren Ort, wenn nicht hier unter der Ägide des Landrates, wäre es jetzt möglich, die politische Voraussetzung zu schaffen und eine Plattform zu installieren, die die neuen Anforderungen für ethische, umweltschützende und fossil-ressourcenfreie Anlageformen der Kommunen umsetzt.
Weitere Infos zu dem Projekt Kommunales Divestment hier, zum Klimabuendnis.org und zum Forum nachhaltige Geldanlagen.
Großhelfendorf, 09. Februar 2020 Andreas Wolf
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