#blacklivesmatter

Vom Demonstrieren mit Mund-Nase-Schutz und über laute Stille

Am vergangenen Samstag, den 06. Juni fand in München eine Demonstration gegen Rassismus und Polizeigewalt im stillen Gedenken an George Floyd statt. Organisiert worden war diese ursprünglich für 200 Personen angemeldete Demo von einem losen Zusammenschluss weitgehend über soziale Medien und online Ankündigungen in der Lokalpresse. Es kamen zwischen 20.000 und 30.000 Menschen. Darunter waren unsere Ortsverbandsvorsitzende Christine aus Dürrnhaar, die zusammen mit Giuseppe aus Peiß am Königsplatz war. Im Folgenden schildern sie ihre Eindrücke.

Das Interview ist zweisprachig, alle Antworten sind jeweils auf deutsch und kursiv auf italienisch wechselseitig übersetzt worden. Kleiner orthographische und/oder grammatikalische Fehler bitten wir zu entschuldigen.

Demonstrieren während einer Pandemie – ist das nicht furchtbar kompliziert? Manifestare durante una pandemia – non è molto complicato?

Christine: Genau genommen ist es gar nicht möglich, so zu demonstrieren. dass alle Vorgaben eingehalten werden können – nicht, wenn 25.000 Menschen sich auf einem Platz versammeln. Doch diese Größenordnung war nicht absehbar. Trotzdem war es möglich, einigermaßen gut aufeinander acht zu geben. Die Abendzeitung hat geschrieben „gut die Hälfte“ der Demonstrant*innen trug Atemschutzmasken. Das stimmt aus meiner Wahrnehmung heraus nicht. Ich selbst habe niemanden ohne Maske gesehen, also wage ich zu behaupten, dass sich fast alle an das Maskengebot gehalten haben. Wesentlich schwieriger war das Abstandhalten. Doch es gab genug Platz zwischen den Menschen, um von einer Seite des Platzes zur anderen zu gelangen. Das wäre z.B. letztes Jahr bei der Klimasschutzdemo von FFF unmöglich gewesen. Außerdem stand ich sehr nahe an der Bühne. Auch dort wurde sehr auf Hygiene geachtet. Nach jedem einzelnen Auftritt wurde alles gereinigt und desinfiziert. Insofern war es schon ein bisschen kompliziert, aber machbar und manchmal muss man auch abwägen, wie wichtig etwas ist. Gegen Rassismus zu demonstrieren, zumal aufgrund der jüngsten Ereignisse, hat aus meiner Sicht eine sehr große Bedeutung!

A rigor di termini,quando 25.000 persone si riuniscono in una piazza per manifestare non è possibile. che tutti i requisiti possono essere soddisfatti. Ma questa dimensione non era prevedibile. Tuttavia, era possibile prendersi cura l’uno dell’altro. L`“Abendzeitung“ ha scritto che „una buona metà“ dei manifestanti indossava mascherine. Questo non è vero dalla mia percezione. Non ho visto nessuno senza una mascherina quindi oso dire che quasi tutti hanno aderito al requisito della mascherina. Essere chiari era molto più difficile. Ma c’era abbastanza spazio tra le persone per spostarsi da un lato all’altro della piazza. Sarebbe ad es. La demo del FFF sui cambiamenti climatici dell’anno scorso era impossibile. Ero anche molto vicino al palco. Qui è stata prestata grande attenzione anche all’igiene. Dopo ogni singola esibizione, tutto è stato pulito e disinfettato. A questo proposito è stato un po ‚complicato, ma fattibile e talvolta devi valutare quanto sia importante qualcosa. Dimostrare contro il razzismo, soprattutto a causa degli eventi recenti, è molto importante secondo me!

Giuseppe: Sinceramente in un primo momento mi sono chiesto come sarebbe stato con tanta gente e con una pandemia in corso ma, come ho messo piede nel treno questa paura in me e´ scomparsa con la convinzione che avrei partecipato a qualcosa di veramente unico e bello.

Ehrlich gesagt fragte ich mich zuerst, wie es mit so vielen Menschen und mitten in einer Pandemie werden würde, aber als ich in die S-Bahn stieg, verschwand diese Angst in mir mit der Überzeugung, dass ich an etwas wirklich Einzigartigem und Schönem teilnehmen würde.

Die Demo am Samstag war ja nicht nur eine Demo, sondern stand unter dem Motto „silent protest – stiller Protest“. War es wirklich still? / La manifestazione di sabato non era la solita manifestazione, ma aveva come teme „silent protest – protesta silenziosa“. Era veramente silenzioso?

Christine: Nicht durchgehend, denn es wurde natürlich auch in gewisse Sprechparolen eingestimmt, wie etwa „black lives matter“ oder „no justice, no peace“. Allerdings gab es auch viel Stille, denn zum einen waren sehr bewegende Reden zu hören, denen das Publikum aufmerksam zugehört hat. Zum anderen gab es da noch die knapp 9 Minuten absoluten Schweigens in kniender Haltung zum Gedenken an den von einem Polizisten getöteten George Floyd. Das war hoch emotional: 25.000 Menschen verharrten fast 9 Minuten in absoluter Stille – ich bekomme jetzt noch Gänsehaut.

Non continuo, perché era ovviamente usato anche in alcuni slogan, come „materia di vite nere“ o „nessuna giustizia, nessuna pace“. Tuttavia, c’era anche molto silenzio, perché da un lato si potevano ascoltare discorsi molto commoventi, a cui il pubblico ascoltava attentamente. D’altra parte, c’erano quasi 9 minuti di silenzio assoluto in posizione inginocchiata in memoria di George Floyd, ucciso da un poliziotto (controlla l’ortografia). È stato molto emozionante: 25.000 persone sono rimaste in assoluto silenzio per quasi 9 minuti – ho ancora la pelle d’oca.

Giuseppe: Si, strano stare con 25000 persone in silenzio riuscire a sentire lo Speaker senza difficolta´ riuscire quasi a sentire solo il respiro della gente che ti circondava emozione unica!

Ja, es ist seltsam, mit 25000 Menschen still zu sein, und den Sprecher ohne Schwierigkeiten und nur den Atem der anderen Menschen hören zu können.

In den vergangenen Wochen konnte man viel über Alltagsrassismus lesen und lernen. Wie oft begegnet Euch selber Alltagsrassismus? / Nelle settimane scorse si poteva leggere e imparare tanto sul razzismo quotidiana. Quanto spesso incontrate razzismo quotidiano?

Giuseppe: Viviamo in una societa´ razzista con varie forme di razzismo.Io la vivo ogni giorno a lavoro difendendomi Sempre ma ricevendo risposte che „la Cosa non era intesa in quel modo ma la era solo una battuta scherzevole“ disgustoso.

Wir leben in einer rassistischen Gesellschaft mit verschiedenen Formen von Rassismus. Ich erlebe das jeden Tag bei der Arbeit, verteidige mich immer, erhalte aber die Antwort, dass „das nicht so gemeint war, sondern nur ein Witz“, ein ekelhafter Witz.


Die Münchener Demo war im Vergleich zu Demos in anderen deutschen Städten, z.B. in Berlin, sehr ruhig und geordnet. Sind wir zu still? / La manifestazione a Monaco era molto tranquilla e ordinata confronto alle manifestazioni in altre città tedesche, e.g. Berlino. Siamo troppo tranquilli?

Christine: Nicht jeder Protest muss laut und unruhig sein. Wenn sich so viele Menschen friedlich versammeln und dabei durch Stille auch eine gewisse Trauer zum Ausdruck bringen, kann das ein sehr starkes Zeichen sein. Doch es kommt auf die Art der Veranstaltung und den konkreten Anlass an. Es gibt sicherlich auch Demos, wo wir lauter werden könnten. Allerdings verstehe ich unter „lauter“ nicht gewalttätig.

Non tutte le proteste devono essere forti e irrequiete. Quando così tante persone si radunano pacificamente ed esprimono una certa tristezza attraverso il silenzio, questo può essere un segnale molto forte. Ma dipende dal tipo di evento e dall’occasione specifica. Ci sono certamente manifestazioni in cui potremmo diventare più rumorosi. Tuttavia, non capisco che „più forte“ sia violento.

Giuseppe: Io penso che la gente abbia imparato molto durante questa pandemia forse c´ era un po´ di paura Ma la folla era composta piu´ che altro da ragazzi che secondo me hanno molto più senso civico. Credo e spero che i nuovi ventenni scacceranno quei vecchi caproni senza senso civico.

Ich denke, die Leute haben während dieser Pandemie viel gelernt, vielleicht gab es ein bisschen Angst.  Aber die Menge bestand hauptsächlich aus Leuten, die meiner Meinung nach viel Zivilcourage haben. Ich glaube und hoffe, dass die Zwanzigjährigen von heute diese alten Starrköpfe ohne Bürgersinn vertreiben werden.

Es haben überraschend viele Menschen an der Demo teilgenommen: 20.-25.000. Werdet Ihr nun lauter, da Ihr wisst, dass Ihr nicht alleine gegen Rassismus kämpft? / La manifestazione aveva sorprendentemente tanti partecipanti: 20.-25.000. Diventerete più voluminosi, adesso che sapete che non lottate da soli contro il razzismo?

Giuseppe: La gente e´ stanca di questo razzismo. Molti che prima facevano finta di non vedere e sentire ora finalmente sono usciti allo scoperto e si vogliono far sentire anche loro. Ripeto secondo me le nuove leve i ventenni e sopratutto i sedicenni non captano per fortuna il razzismo. Una parola che in loro non ha senso come giusto che sia.

Die Menschen haben diesen Rassismus satt. Viele, die früher so getan haben,  als würden sie jetzt nicht sehen und hören, sind nun schließlich aus dem Schrank gekommen und wollen auch gehört werden. Ich wiederhole: meiner Meinung nach nehmen die neuen Spieler, die 20-Jährigen und insbesondere die Sechzehnjährigen, Rassismus zum Glück nicht hin. Ein Wort, das für sie keinen Sinn ergibt, so wie es auch sein sollte.

 

Übrigens: Punkt 2 des Grünen „Aktionsplans gegen Rassismus“, der nach den rechtsextrem motivierten Morden von Hanau beschlossen wurde, fordert neben anderen konkreten Punkten auch „Eine Ausweitung des Diskriminierungsschutzes mittels einer Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (sowie) eine breite Diskussion darüber, wie das Ziel einer vielfältigen Gesellschaft im Grundgesetz verankert werden kann. Den Begriff „Rasse“ wollen wir aus dem Grundgesetz streichen.“ Eine Forderung, die Robert Habeck nach den Ereignissen der vergangenen Wochen wieder öffentlich aufgriff.

Hier können Sie sich dieser Forderung anschließen.

Peiß/Dürrnhaar 12.06.2020 Interview: Katharina Natuzzi

 

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Schlagwörter: #blacklivesmatter #blm #noracism COVID-19 Demonstrieren Nie wieder


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