Ein Nachmittag im Ayinger Seniorenzentrum

Was die Sozialwissenschaft für Deutschland und auch für Bayern schon lange diskutiert haben, bestätigte die Sozialraumanalyse des Landratsamts München 2018 auch für unsere Gemeinde: Menschen, die 65 Jahre oder älter sind, werden in nicht allzu ferner Zukunft die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe werden. 2017 lebten 813 Über-65-jährige in Aying, für 2035 prognostiziert die Sozialplanung des Landratsamts 1634 Bürger*innen diesen Alters. Zum Vergleich: Die Gruppe der 15- bis 65-jährigen wird von 3611 auf 4496 Bürger*innen anwachsen. (Quelle: Sozialraumanalyse, S. 50-59)

Man braucht nicht viel Fantasie, um zu erahnen, welche Veränderungen für unsere Gemeinde damit verbunden sind. In unserem Wahlprgramm zur Kommunalwahl 2020 greifen wir diese Herausforderungen an mehreren Stellen auf:

  • in der Forderung nach gleichberechtigten, sicheren und bequemen Fortbewegungsmöglichkeiten,
  • in der Wertschätzung des generationenübergreifenden Familienlebens, das typisch für den ländlichen Raum ist, in unseren Ideen für alters- und bedarfsgerechtes Wohnen und einer aktiven kommunalen Steuerung des Wohnungsmarkts,
  • doch vor allem mit dem Plan, eine Seniorenbeauftragte oder einen Seniorenbeauftragten zu berufen.

Im September 2004 eröffnete die Arbeiterwohlfahrt das erste Ayinger Seniorenzentrum. Es verfügt über 63 Plätze zur stationären Pflege sowie Angeboten zur Kurzzeit- und Tagespflege und eine gerontopsychiatrische Wohngruppe für Menschen mit Demenz. (Quelle) Neben dem Seniorenclub St. Andreas und der Seniorenbetreuung Helfendorf ist vor allem der Verein Dorfleben und Soziales für die Belange von Senior*innen in unserer Gemeinde aktiv. Hier gibt es neben verschiedenen Aktionen auch eine Seniorenberatungsstelle. (Quelle)

Sozialdienstleitung Ecaterina Bogatu mit Bürgermeisterkandidatin Christine Squarra

Am 09. Februar war unsere Bürgermeisterkandidatin Christine Squarra gemeinsam mit unserem OV-Mitglied und unserer Kandidatin zur Gemeinderatswahl Tina m Ayinger Seniorenzentrum. Wir haben die Gelegenheit genutzt und mit Christine ein Interview geführt, um ihre Gedanken zum Thema Altern und gesellschaftlicher Umgang damit, zu erfahren

Christine, kennst Du die AWO/das Wohnheim/dort lebende Mitbürger*innen/Personal schon länger?

Vor 14 Jahren half meine Tochter im Rahmen des Firm-Unterrichts in der Cafeteria des Seniorenheims mit und blieb dort zwei Jahre als Aushilfe, bis zum Beginn ihrer Ausbildung.  Zur gleichen Zeit war dort meine Tante untergebracht, weshalb auch ich selbst öfter im Haus war. Nach dem Tod meiner Tante hatte ich dann allerdings längere Zeit keinen Kontakt mehr zum Ayinger Seniorenheim und dessen Bewohner*innen.

Wie entstand die Idee dort über die Kommunalwahl zu berichten?

Dort leben großteils Menschen, die zwar nicht mehr alleine zuhause zurechtkommen und nicht mehr mobil sind, die aber nach wie vor Freude und Interesse am Leben und ihrem Umfeld haben. Doch die Gebundenheit an das Haus sorgt für wenig Abwechslung, Besuch ist deshalb gerne gesehen. Den Bürgermeister kennen dort fast alle, obwohl vermutlich das sonstige Gemeindegeschehen nicht mehr die große Relevanz hat. Da ist es doch naheliegend, sich vorzustellen, wenn man schon selbst als mögliche Nachfolgerin des Bürgermeisters antritt. Ob die Senior*innen dann auch wirklich Briefwahl beantragen und für mich ein Kreuz am Stimmzettel machen, glaube ich weniger, doch darum geht es auch nicht. Es ging mir vor allem darum, auch diese Leute nicht einfach zu vergessen, während man ansonsten eine Info-Veranstaltung nach der anderen macht.

Wohnheim vs. häusliche Pflege: Dein Wunsch fürs eigene Altern?

In den letzten Jahren wurde im Kreis meiner Dürrnhaarer Freundinnen die Sorge um pflegebedürftige Eltern immer häufiger zum Thema. Dabei denkt man ganz automatisch auch an die eigene Versorgung im Alter. Natürlich wäre es schön, wenn meine Kinder mir etwas zur Hand gehen würden, solange es leicht machbar ist und sie in der Nähe wohnen. Doch ich möchte ihnen auch nicht so zur Last fallen, dass sie ihr Leben für mich komplett umstellen müssten. Ganz ehrlich: am liebsten wäre mir eine Senioren-WG mit meinem Frauen-Stammtisch – und deren Männern natürlich :-). Jede*r altert anders und so würden wir uns gegenseitig mit dem, was wir noch am besten können, unterstützen.

Kommen wir zur Kommunalpolitik: es gibt in Aying einen Seniorenbeauftragten, was ist das für ein Amt, seit wann, welche Inhalte? Was ist der Unterschied zum Grünen Plan?

Der Seniorenbeauftragte wurde vor sechs Jahren erstmals ernannt. Aus meiner Sicht sollte das eine Person sein, die als Bindeglied zwischen Gemeinde und Gemeinderat einerseits und den älteren Menschen der Gemeinde andererseits fungiert. Die Bedürfnisse unserer Senior*innen hätten dann leichter Zugang zu den verantwortlichen Entscheidungsträger*innen gefunden. An sich war diese Idee nicht verkehrt und der Grüne Plan sieht auch nicht so sehr anders aus. Der wesentliche Unterschied ist allerdings, dass es uns nicht reicht, eine*n Seniorenbeauftragte*n einfach zu benennen. Im Prinzip war bislang gar nicht so recht klar, was der Seniorenbeauftragte eigentlich tun soll und dann macht so ein Amt auch keinen Sinn. Es geht darum, jemanden zu finden, die*der im Rahmen einer schönen Veranstaltung den Senior*innen vorgestellt wird, dazu werden alle Kontaktdaten bekanntgegeben und auch die*der Seniorenbeauftragte selbst nimmt immer wieder Kontakt zu verschiedenen älteren Menschen auf, die das gerne möchten. Sei es zum Reden, um Probleme anzusprechen oder auch, um Bitten für kleinen Hilfeleistungen weiterzugeben. Diese Erfahrungen werden regelmäßig an den Gemeinderat zurückgespiegelt, so dass dieser sich mit möglichen Verbesserungen und Unterstützungsangeboten auseinandersetzen muss.

Pflegenotstand, Personalmangel, schlechte Bezahlung. Welche Möglichkeiten hat eine Bürgermeisterin, welche der Gemeinderat überhaupt darauf einzuwirken?

Leider ist das nicht direkt unser Einflussbereich, aber wir können mit Sicherheit, den Arbeitsplatz in unserer Gemeinde attraktiver machen, indem wir günstigen Wohnraum vorzugsweise den hier arbeitenden Pflegekräften anbieten (dies gilt übrigens auch für Kinder-Betreuer*innen). Ansonsten hat unser Seniorenheim ja schon den Vorteil einer sehr guten öffentlichen Anbindung, und auch eine enge Zusammenarbeit von Seniorenzentrum und Gemeinde kann helfen, frühzeitig bei Schwierigkeiten gute Lösungen zu finden. Häufig werden ältere Menschen auch zuhause betreut, diese Pflegekräfte kennen wir jedoch meist gar nicht. Es wäre sicherlich interessant, mal einen Informationsabend zu machen, an dem Familien eingeladen werden, die sich eine private Betreuung leisten, um deren Situation besser kennenzulernen und gezieltere Hilfen bereit zu stellen. Das sollten wir allerdings gemeinsam mit dem Verein Dorfleben & Soziales machen, denn dort gibt es eine Anlaufstelle für unsere Senior*innen und dort sind solche Themen vermutlich am besten aufgehoben.

Mobilität bedeutet Gemeinschaft: was brauchen Menschen um auch im Alter mobil zu bleiben und am Gemeindeleben teilzunehmen? Hast Du beim Besuch konkrete Vorschläge bekommen?

Nein, mein Eindruck war, dass im Seniorenzentrum nicht mehr viele Männer und Frauen alleine unterwegs sein können. Gemeinsame Ausflüge finden im Seniorenzentrum ohnehin statt, begleitet von Pfleger*innen. Hinsichtlich Mobilität machen mir eher diejenigen Sorgen, die ebenfalls nur noch schlecht gehen können, aber noch alleine zuhause wohnen. Zwar werden die meisten von Familienangehörigen versorgt, aber tagsüber sind sie oft alleine und wären dann gerne noch flexibler.Zusammen mit dem Verein Dorfleben & Soziales hat der Sozialausschuss gerade erste Überlegungen zu einem Seniorenbus angestoßen. Sobald der neue Gemeinderat im Amt ist, wird dieses Ziel weiter verfolgt werden.

Bei deinem Besuch gab es ein Kuchenbuffet. Welcher Kuchen hat am besten geschmeckt? Kriegen wir das Rezept?

Ich habe von den fünf Kuchen das letzte Stückchen genommen, das noch übrig war, ich habe leider keinen Vergleich. Doch offensichtlich haben alle Kuchen sehr gut geschmeckt, auch der, den ich hatte. Er wurde von unserem Ortsverband-Mitglied Yvonne gemacht. Alle anderen hat mein Dürrnhaarer Frauenstammtisch beigesteuert.

10. März 2019 Helfender/Peiß(Dürrnhaar Franz Klug/Katharina Natuzzi/Christine Squarra

 

 

 

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