Ein Blick hinter die Kulissen
Am Freitag, den 29. November 2019, war wieder internationaler Klimastreik. Wie schon am 20. September war „Aying For Future“ auch diesmal bei der großen Demo am Königsplatz dabei. Gemeinsam mit etwa 30.000 anderen Menschen demonstrierten Ayinger Bürger*innen bei Nieselregen und kalten 7 Grad mit Fridays For Future für einen „Klima-Neustart“.
Eines war diesmal jedoch anders: Bürgermeisterkandidatin Christine Squarra fehlte unter dem Banner von „Aying For Future“! Und das als erste Vorsitzende des Grünen Ortsverbandes, bekennende aktive Klimaschützerin in der Gemeinde und Mitglied bei der Klimaschutzinitiative 29++-Aying sowie anderen Bündnispartnern, die hinter „Aying For Future“ stecken. Wo war Christine?
Die Antwort überrascht: Christine Squarra hat sich am Freitag nicht fürs Demonstrieren entschieden, sondern Fridays For Future als Ordnerin beim Demozug unterstützt. Wir haben nachgefragt: warum, wieso und überhaupt. Lest selber: wie wird man Demo-Ordner*in, wie lässt sich das mit dem Beruf im Landtag und dem Amt als Gemeinderätin vereinbaren und macht Christine das jetzt immer?
Christine, wie war das, so mittendrin und doch nicht dabei?
Christine: Auch als Ordnerin war ich ja „dabei“. Zwar nicht bei „meinen Leuten“ aus Aying, aber innerhalb so einer Demo sind ja alle irgendwie gleichgesinnt. In Deiner Ordner*innen-Gruppe lernst Du ganz schnell neue Menschen kennen, das ist auch schön.“
Wie müde bist Du jetzt, so unmittelbar danach, auf einer Skala von 1-10?
Christine: Tatsächlich bin ich gerade ziemlich müde, also 7-8 würde ich sagen. Allerdings liegt das weniger daran, dass ich Ordnerin war, sondern fast den ganzen Tag bei kaltem ungemütlichem Wetter im Freien. Vermutlich sind auch andere Demonstrant*innen heute Abend ziemlich müde. Aber es ist eine wohlige Müdigkeit, wie nach einer längeren Wanderung.
Hast Du freinehmen müssen oder gehört das quasi zu Deinem Job?
Christine: Nein, ich musste nicht freinehmen, da ich nur vier Tage in der Woche als Angestellte für einen Landtagsabgeordneten arbeite. Nun könnte man meinen, solche Demos gehören irgendwie zum Job dazu, schließlich arbeite ich politisch, noch dazu bei den Grünen, aber das ist ganz und gar nicht so. Eine Demo zu besuchen, in welcher Funktion auch immer, ist reine Privatsache. Doch für mich gehört es neben meiner Rolle als Gemeinderätin zu meinem politischen Selbstverständnis, das zu tun, was ich für richtig halte.
Wie wird man Ordner*in bei einer Demo?
Christine: Das klingt, als wäre es etwas Besonderes, aber das Gegenteil ist der Fall: Ordner*innen sind für eine Demo vorgeschrieben. Wer FFF kennt, weiß, dass hier einige junge Leute Enormes leisten. Und: sie müssen am Tag der Demo selbst ohnehin richtig viele Aufgaben übernehmen. Deshalb suchen sie als Ordner*innen ganz bewusst auch andere Menschen, die ihnen an diesem Tag helfen wollen. Meist über einen Aufruf auf der eigenen Homepage oder über Mundpropaganda. Bei mir hat letzteres funktioniert, da meine Söhne im Orga-Team aktiv sind.
Welche Instruktionen hast Du bekommen? Hast Du Dich zu jeder Zeit sicher gefühlt?
Christine: Es gibt einen Link, über den man sich anmeldet. Wenige Tage vor der Demo bekommt man eine Mail mit den wichtigsten Hinweisen und dem Genehmigungsbescheid des KVR. Da steht dann schon das Wichtigste drin und jede*r angemeldete Order*in wird aufgefordert, das zu lesen.
Am Demo-Tag selbst trifft sich die Gruppe der Ordner*innen an einem vereinbarten Platz, erhält Ordnerbinde und Warnweste und wird in Kleingruppen zu je ca. 10 Personen eingeteilt. In jeder Gruppe wird dann von einem FFF-Mitglied nochmal das Wichtigste erklärt und diese Person von FFF bleibt auch für die ganze Demo die Ansprechperson der Gruppe. Für Menschen, die an Altershierarchien kleben, ist das nichts, denn das Sagen und das Wissen haben hier nun mal die jungen. Klar! Sie sammeln seit über einem Jahr jeden Freitag Demo-Erfahrung.
Ach ja, die Frage nach der Sicherheit. In der Vorbesprechung wird auch das thematisiert. Es gibt eine eigene Anlaufstelle für Demonstrant*innen oder auch Ordner*innen, die sich unwohl oder unsicher fühlen. Diese Info können wir sofort weitertragen und schnelle Hilfe gewährleisten. Doch ich selbst habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Dazu muss man aber auch sagen, dass die Münchner Polizei so eine Demo super begleitet und bewacht. Indem ich als Ordnerin auf so banale Dinge wie „Radweg freihalten“, „Müll nicht einfach wegwerfen“ und „Demo zusammenhalten“ gesorgt habe, hatte ich sogar das gute Gefühl, der Polizei zu ermöglichen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wie das Absperren der Straßen und das Einschreiten bei irgendwelchen Auseinandersetzungen. Zum Glück kam es zu derartigen Unstimmigkeiten erst gar nicht, alles ist reibungslos abgelaufen.
Und beim nächsten Mal? Ordnerweste oder Demobanner?
Christine: Das kann ich so pauschal nicht sagen. Diesmal sah es lange Zeit so aus, als würden sich nicht genug Ordner*innen melden. In so einem Fall würde ich sofort wieder einspringen, denn FFF muss genug blöde Anfeindungen aushalten, da möchte ich gerne meinen Beitrag leisten, dass sie sich nicht durch chaotische Demos mit zu wenig Personal angreifbar machen. Wäre schade um die Sache, für die wir alle stehen. Wenn aber mal wieder die freiwilligen Jobs gut besetzt sind, gehe ich auch sehr gerne in den Reihen von „Aying For Future“ mit, denn dort gehöre ich hin und dafür stehe ich: für Klimaschutz in meiner Gemeinde.
Wer mehr über Christine und ihr Engagement für Klimagerechtigkeit erfahren möchte: Hier findet Ihr alle Informationen zu ihrer Person und ihrer Kandidatur als Bürgermeisterin bei der Kommunalwahl 2020.
Und hier alles zu Aying For Future: facebook, SZ, Grüne Aying über Aying For Future.
30. November 2019, Peiß Text und Interview: Katharina Natuzzi
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